ÖAMTC begrüßt Einigung auf Reform der EU-Führerscheinrichtlinie

Vorschläge des Mobilitätsclubs in vielen Bereichen berücksichtigt

Der Mobilitätsclub begrüßt die Einigung zwischen Europaparlament und Mitgliedsstaaten in Hinblick auf die EU-Führerscheinrichtlinie.

ÖAMTC-Juristin Ursula Zelenka: „Wir freuen uns, dass sich viele unserer Vorschläge und Forderungen in der Richtlinie wiederfinden. Als Interessenvertretung ist es uns ein großes Anliegen, praktikable und faire Lösungen im Sinne der Konsumenten zu haben.“

Meilenstein: Anhebung der Gewichtslimits für B-Schein

Als „Meilenstein“ bezeichnet die ÖAMTC-Expertin die Anhebung der Gewichtslimits für Führerscheine der Klasse B: „Es ist für das Freiwilligenwesen wie z. B. Rettungsdienste eine große Erleichterung, dass es nun unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Lkw-Schein möglich ist, Fahrzeuge mit bis zu fünf Tonnen und schweren Anhängern zu lenken. Im Endeffekt gilt damit der Feuerwehr- bzw. Rettungsführerschein, den es in Österreich schon länger gibt, nun endlich auch bei grenzüberschreitenden Einsätzen.“

Die Neuregelung bei den Gewichtslimits kommt im Übrigen auch Camping-Freunden entgegen: Die Richtlinie sieht vor, dass künftig zwei Jahre nach Führerscheinerwerb Wohnmobile bis zu 4,25 Tonnen plus Anhänger gelenkt werden dürfen, wenn ein Training oder eine Prüfung absolviert wurden. Außerdem berücksichtigt die Reform das mitunter höhere Gewicht alternativer Antriebe. Verfügt ein Wohnmobil oder ein Pkw über ein solches, darf es zwei Jahre nach Führerscheinerwerb ohne zusätzliche Prüfung oder Training mit ‚B-Schein‘ gesteuert werden.

Österreichische Regelungen als Vorbild für gesamte EU

L17: In anderen Bereichen, die durch die Reform nun EU-weit kommen, wurden bewährte, österreichische Regelungen aufgegriffen. So soll die „L17“-Ausbildung künftig in allen Mitgliedsstaaten Standard werden. Außerdem wird es eine mindestens zweijährige Probezeit inklusive Alkoholverbot geben (in Österreich sind es bereits jetzt drei Jahre).

Senioren im Straßenverkehr: Wichtig im Sinne des diskriminierungsfreien Zugangs zur Mobilität wird es auch künftig keine verpflichtenden medizinischen Checks für Senioren geben. Hier kommt das auch vom ÖAMTC favorisierte – und im Rahmen der „Fahrfitness-Checks“ bereits praktizierte – Programm für die Selbsteinschätzung der persönlichen Pkw-Fahrfähigkeiten zum Einsatz.

Bei der Führerschein-Verlängerung soll es ein offenes, flexibles System geben, das den EU-Staaten zugesteht, bestehende Regelungen beizubehalten – oder anlassbezogen, z. B. bei entsprechender Vorgeschichte des/der Lenker(in), zu reagieren.

Digitaler Führerschein: In Österreich schon länger im Einsatz, kommt nun auch auf EU-Ebene spätestens 2030 der digitale Führerschein. Wichtig aus Sicht des ÖAMTC: Der „physische“ Führerschein bleibt weiterhin gültig, um niemanden auszuschließen und ein „Backup“ bei technischen Problemen zu haben.

Wermutstropfen Traktoren – weiterhin uneinheitlich und unklar

Bei allen positiven Ergebnissen gibt es auch einen Wermutstropfen: Es wurde keine einheitliche Führerschein-Klasse für landwirtschaftliche Fahrzeuge geschaffen. Traktoren gibt es aber in der gesamten EU, allerdings mit sechs verschiedenen Führerscheinbezeichnungen. Entsprechende Unklarheiten gibt es bei grenzüberschreitender Verwendung.

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Führerscheinbilanz 2023 zeigt, das Interesse am Auto ist anhaltend hoch

90.106 Autoführerscheine im vergangenen Jahr, aber auch Motorradführerscheine sind seit den Corona-Lockdowns ein "Renner“

Mit 90.106 B-Führerscheinen im abgelaufenen Jahr bleibt das Interesse an einer Lenkberechtigung für das Auto anhaltend hoch (2022: 90.386). Dabei zeichnen sich zwei Trends ab: Der 18. Geburtstag, früher „der Stichtag“ für den Besitz des Rosa Scheines, hat immer mehr ausgedient. Im städtischen Bereich wird der Führerschein immer später, meist mit 20 oder 21 Jahren, gemacht. In den ländlichen Bezirken steigt der Zuspruch zum L17-Führerschein. Etwa die Hälfte aller Führerschein-Neulinge sind hier 17 Jahre alt. Aufgrund einer stabilen Entwicklung bei den Altersjahrgängen der 17- und 18-Jährigen, wird auch in den kommenden Jahren ein ähnliches Bild erwartet.

Einen ungebrochenen Boom erfährt der Motorrad-Führerschein. Seit dem ersten Corona-Lockdown am 20. März 2020 liegt die Zahl der A-Scheine konstant um 20 Prozent höher als Vor-Corona-Niveau. Dieser Trend betrifft alle Motorrad-Kategorien der Klasse A in gleicher Weise, d.h. sowohl die Klasse A1 bis 125 cm3, die ab 16 Jahren erworben werden kann, als auch die beiden schwereren Motorrad-Kategorien A2 (ab 18 Jahren) und A (ab 24 Jahren). Dazu werden jährlich 28.000 AM Scheine (Moped) mit 15 Jahren gemacht.

Bei den Buslenkern wurde mit knapp 1400 neuen Berufslenkern der Höchstwert bei den Neuzugängen erzielt. Das trifft seit der Einführung einer Grundqualifikationsprüfung für Berufskraftfahrer in der EU vor 15 Jahren zu. Beim beruflichen Lkw-Verkehr mit Lenkern der Klasse C, wurden im abgelaufenen Jahr 3000 neue Führerscheine gemacht und damit sollte ein wichtiger Beitrag gegen den Lenkermangel im Gütertransport, sowie im Werkverkehr mit schweren Lkw (>3,5 Tonnen) geleistet werden können.

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