Probeliegen im Sarg
Todsicheres Geschäft
In der gestrigen ORF-Sendung „Report“ drehte sich ein Beitrag um das Bestattungsge-
schäft in Wien. Bis vor 8 Jahren war das todsichere Geschäft mit dem Tod, fest in Händen
der Gemeinde Wien.
Erst 2002 fiel die Monopolstellung im Zuge der Liberalisierung. Da jedoch der ehemalige
Monopolist nicht im Traum daran dachte seine Vorrangstellung aufzugeben, setzten die
Verantwortlichen der Gemeinde Wien alles daran, Privatbetriebe so wenig wie möglich
zum Zug kommen zu lassen.
Gemeindebetrieb bevorzugt
Wenn zum Beispiel Gräberrenovierungen fällig wurden, vermittelten die städtischen Fried-
höfe ausschließlich an den gemeindeeigenen Betrieb. Auch die Weitergabe von Daten er-
folgte ausschließlich an diesen Betrieb.
Auf der Webseite der gemeindeeigenen Firma „Friedhöfe Wien GmbH“ wurde ausschließ- lich auf die gemeindeeigenen Steinmetze und Gärtnereien verwiesen. Schließlich setzten sich die Privaten zur Wehr und klagten beim Wiener Handelsgericht. Dieses untersagte nun den Friedhöfen mittels einstweiliger Verfügung, diese unlauteren Geschäftspraktiken.
Warum die Bestattung einst monopolisiert wurde
Ob es den kleinen Friedhofsgärtnereien, Steinmetz-Betrieben und Privatbestattern gelingen
wird, sich gegen die mächtige Gemeinde Wien durchzusetzen, bleibt allerdings fraglich.
Interessant ist auch warum das Geschäft mit dem Tod in Wien, einst monopolisiert wurde.
Den damaligen Privatbestattern wurde wegen ihrer Werbemethoden, Pietätlosigkeit vorge-
worfen. Ein gute Ausrede um das gewinnträchtige und absolut todsichere Geschäft an sich
zu reißen.
Volksfeststimmung im Zentralfriedhof
Wir haben ein wenig im Internet gesurft und sind auf eine erstaunliche Werbung der Wiener
städtischen Bestattung gestoßen, die an Pietätlosigkeit kaum zu überbieten ist. Örtlichkeit
der pietätlosen Werbeveranstaltung ist der Wiener Zentralfriedhof, der eigentlich ein Ort der
Trauer und inneren Einkehr sein sollte.
Auf dem nachfolgend abgebildeten Screen der Webseite der Wiener Stadtwerke, können
Sie das erstaunliche Werbeangebot ersehen.
Aus einem Sarg, der eigentlich die letzte Ruhestätte eines Menschens ist, grinst ein junger Mann hervor. Zusätzlich hält er noch ein Kruzifix in der Hand, möglicherweise um Untote abzuschrecken.
Während die Oma zur Probe liegt
Auch die Kleinsten sollen bei diesem Spektakel nicht zu kurz kommen. Während Großmutter
schon einmal kurz Probeliegen geht, darf das Enkerl den Sarg bunt bemalen. Ob Oma währ-
end des angekündigten Sargtragens und anschließenden Absenken des Sarges in das Grab
vorher aussteigen darf, ist in der Programmankündigung leider nicht ersichtlich.
Wenn die Regelung des Lizenzentzuges wegen Pietätlosigkeit noch Gültigkeit hat, dürfte die
Gemeinde Wien ab sofort keine Bestattungen mehr durchführen. Für uns stellt sich die Frage,
was ist in den Köpfen der Verantwortlichen vorgegangen, die eine derart pietätlose Werbe-
kampagne ins Leben gerufen haben.
*****2010-04-27