Migration als Verstärker für gesundheitliche Probleme


Vielfalt stellt das Gesundheitssystem, insbesondere auch die

Präventionsarbeit im Suchtbereich, vor neue Herausforderungen

Personen  mit  einem geringeren sozio-ökonomischen Status und geringer Bildung haben
größere  gesundheitliche   Probleme  als  der   Durchschnitt,   unabhängig   davon  ob  sie
Migrationshintergrund  haben  oder  nicht.   Jedoch geht oft mit der Migration eine zusätz-
liche  Belastung  Hand  in Hand,  die sich in bestimmten gesundheitlichen Problemen wie
Adipositas  und   daraus  resultierende   Folgeerkrankungen  niederschlagen  können.  In
bestimmten Konstellationen ist auch das Risiko, zu Suchtmitteln zu greifen, ausgeprägter.
Bevor  nun  die  Gutmenschen an die Decke gehen sei gesagt, dass obiger Absatz nicht
etwa  aus  den  Reihen  der  FPÖ  stammt,  sondern  die  Meinung von Expert(innen) der
Medizinischen Universität Wien ist.
So  wurde  bei einer  Untersuchung  von mehr als 800 PatientInnen bei Allgemeinmedi-
zinern  in  Wien  bei  rund  81 Prozent der nicht in Österreich geborenen Patient(innen)
Übergewicht (37 Prozent)  oder  Adipositas (43,8 Prozent)  diagnostiziert.   Von  den  in
Österreich  geborenen  Proband(innen)  war  jeder  Zweite  übergewichtig  oder adipös
(35 Prozent bzw. 18 Prozent).
„In  dieser Stichprobe zeigte sich ein direkter Zusammenhang zwischen niedrigem Bild-
ungsniveau  und  Übergewicht“,   so  die  Ernährungsexpertin  Karin  Schindler  von  der
Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien.   Ferner wird angemerkt,  dass
Prävention nur unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrunds funktioniert.
„MigrantInnen  haben ein hohes Risiko für gesundheitliche Probleme,  wissen aber gleich-
zeitig  nichts  über  dieses  Risiko  bzw.  ignorieren  es  so  lange bis schwerwiegende und
behandlungsbedürftige Probleme auftreten.“ ..Diese Meinung vertritt  Ursula Wiedermann
-Schmidt,  Leiterin des Instituts für  spezifische Prophylaxe  und  Tropenmedizin der Med-
UniWien und Organisatorin des Migrationssymposiums der DonauUni Krems.
Auch  wird  angeführt,   dass  die zunehmende Diversität (Vielfalt) der österreichischen
Bevölkerung  das  Gesundheitssystem,  insbesondere auch die Präventionsarbeit im
Suchtbereich, vor neue und zum Teil sehr spezifische Herausforderungen stellt.
„Suchtverhalten,  Abhängigkeiten  sowie  Drogenkonsum sind in verschiedenen Kulturen
unterschiedlich  konstruiert  und  können  andere Muster aufweisen.  Wenn wir die kultur-
ellen Hintergründe berücksichtigen, können wir einen Beitrag zum besseren Verständnis
der  Suchtpräventionsarbeit  in  einer  pluralisierten  Gesellschaft leisten“,  so Gudrun Biffl,
Leiterin  des  Departments für Migration und Globalisierung der Donau Universität Krems
und Mitveranstalterin des Migrationssymposiums.
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2015-02-26