Nur mehr zwei Sanitäter auf einem Rettungswagen der MA70


LESERBRIEF

Wie  schon in einem Leserbrief von mir angekündigt und auch von den Medien übernom-
men wurde,  wird die Wiener Rettung großteils auf zwei  Sanitäter umgestellt.   In weiterer
Folge  werden  aber nicht mehr Rettungswagen in den Dienst gestellt – welche dann sicher
von Nöten wären,  um die Versorgung weiter zu gewährleisten.  Aber auch unsere Geräte
müssen geholt oder mitgenommen werden, das normalerweise der dritte Sanitäter macht.
Es  wurde  leider  auch nicht darauf geachtet,  dass so manche  Gerätschaften die wir zur
Patientenbergung benötigen, (Spineboard, Rettungssessel, Schaufel-trage, usw.) nur zu
dritt,  oder auch ab einem gewissen Gewicht des Patienten (Trage),  nur zu viert bedient
werden dürfen (ich erkläre anschließend warum).
Bei Schaufel-Trage und Spineboard, so verlangt es der Hersteller aus Sicherheitsgründen
um  die  Stabilität  zu  gewährleisten,  werden  drei  Sanitäter  benötigt,  die wir dann aber
nicht mehr haben.
Auch beim  Rettungssessel ist ein  dritter Mann vorgeschrieben,  um ihn beim Abwärts-
fahren  zu  sichern.   Unsere  Trage  ist  für  230 kg  ausgelegt.   Doch ab einem 130 kg
Patienten + 24 kg Trage  ist  es  nicht  mehr  möglich  einen Patienten fachgerecht und
sicher zu tragen.  In diesem Fall käme ein Bergetuch zum Einsatz, wofür wir wiederum
einen dritten Sanitäter brauchen würden.
Ein kleines Beispiel: Ihre Mutter klagt über Schmerzen im Oberbauch und es geht ihr all-
gemein nicht so gut,  darum rufen Sie die Rettung. Anhand Ihrer Angaben und Diagnose
(Bauchschmerzen),  kommt  eine  Zwei-Mann-Besatzung.  Diese  untersucht  Ihre Mutter
( EKG usw.) und stellt fest, dass es ein MCI (Infarkt) ist.  Jetzt beginnen die Probleme zu
laufen.  Ihre Mutter muss dringend in ein Spital, das aber noch warten muss.  Ein zweiter
Rettungswagen muss erst zufahren,  um die schon anwesenden Sanitäter, bei der Berg-
ung Ihrer Mutter, zu unterstützen (Ein enges Stiegenhaus).
Es vergeht wertvolle Zeit die auf Kosten des unterversorgten Gewebes am Herzen verloren
geht.  Nicht schon schlimm genug,  dass Ihre Mutter in Zukunft viel weniger Belastung aus-
halten  wird  und  dadurch  ein eingeschränktes Leben führen wird,  das auch Sie betrifft in
weiterer Folge.   Es werden dadurch auch Mehrkosten verursacht (zweiter Rettungswagen,
längerer  Spanien-Aufenthalt,  weitere Reha-Massnahmen usw.),  die  die  Wegnahme  des
dritten Sanitäters aufgrund der Kosten und Umstellung nicht rechtfertigen.
Wien ist die zweitgrößte  deutschsprachige  Stadt  Europas und hat nur ein Drittel der Menge
an  Rettungsfahrzeugen  von  Berlin (98 RTW)  und einen hohen Versorgungsstandard.  Bei
uns wird keine Feuerwehr (wie in Deutschland üblich) zur Unterstützung für das Bergen von
PatientInnen  bereit  gestellt.   Das  war bisher nur durch den dritten,  vollwertigen Sanitäter
möglich.
Leider  kommt  uns  der nun,  durch  die  Umstellung auf 12,5 Std.- Betrieb  und Einsparungen,
langsam, aber schleichend abhanden. Bei jeder Bergung ist es wichtig ausgebildete Sanitäter
zu  haben,  die eine Schulung  für die zu verwendeten  Geräte haben,  um Zeit zu sparen und
Schaden  zu  vermeiden.   Wichtig  ist es auch,  weitere Rettungsfahrzeuge anzuschaffen und
auch diese zu Besetzen, denn Wien wächst weiter und wird nicht kleiner.

Es  ist  für  Sie  wichtig,  dass  ein  qualifiziertes Team zu Ihnen kommt,  um Ihnen die bestmög-
liche Versorgung zu geben und Sie schnellstmöglich in ein Spital zu bringen, um den Schaden
für  Sie  so  gering  zu halten  wie möglich.   Leider wird es in Zukunft anders ablaufen und auch
Sie einmal betreffen, sollte sich nichts ändern.
Darum ist der dritte Mann für Sie so wichtig – jetzt und in Zukunft!
Liebe Grüße vom
Hausverstand eines
kleinen Sanitäters
2014-12-26