Jahrhundertelange Tradition in Gefahr
Die Angel- und Daubelfischerei an den Flüssen March und Thaya blicken auf eine jahrhun-
dertelange Tradition zurück, die bereits am Ende des 17. Jahrhunderts urkundlich erwähnt
wurde.
(Fotoquelle: nordbahn.com)
Zu dieser Tradition zählen auch die dort befindlichen Fischerhütten. Bislang konnten die An-
gel- und Daubelfischer ihrem Hobby mit Freude und Begeisterung nachgehen. Doch seit einiger Zeit herrscht Unruhe und Alarmstimmung bei den Anglern, Daublern und Fischer- hüttenbesitzer.(Fotoquelle: nordbahn.com)
Grund dafür ist eine mögliche Verwirklichung des Vorhabens eines Nationalparks March- Thaya-Auen. Sie befürchten nicht unbegründet, aus ihren angestammten Revieren vertrieben zu werden. Ein klassisches Beispiel dafür bietet der Nationalpark Hainburger-Au. Wo einst Angler still und friedlich ihrem Hobby nachgingen, ziehen nun lautstark Besuchermassen und Mountain-Biker durch die Au.
Örtlichkeit für einen Nationalpark ungeeignet
Die geografische Gegebenheit entlang der Flüsse March und Thaya sieht so aus, dass der
überwiegende Teil der Gegend aus einem Überschwemmungsgebiet, in einer durchschnitt-
lichen Breite von etwa 400 Meter besteht.
In diesem befindet sich der Hochwasserdamm, sowie die Trasse der dort verkehrenden
Bahnlinie. Zusätzlich wird die gesamte Örtlichkeit teils von Wohngebieten oder landwirt- schaftlich genutzen Fläche eingesäumt. Gleich daneben verlaufen stark befahrene Bund- estrassen.Die kleinen Auwälder und Ausstände die sich in diesem Überschwemmungsgebiet befin-
den, werden seit eh und je von den Fischern und Jägern beziehungsweise von deren Vereinen gepflegt und gehegt. Es herrscht absoluter Einklang mit der Natur.Der wahre Hintergrund
Da stellt sich naturgemäss die Frage, was an dieser Örtlichkeit ein Nationalpark verbes-sern soll. Wir mussten nicht lange suchen um eine Antwort zu erhalten. Hier liegt offen-
bar ein finanzielles Interesse vor, dass unter dem Deckmantel eines „Nationalparks“ ver-
kauft werden soll.
Erst am 14.10.2010 befasste sich der Tourismus-Ausschuss des Nationalrats im Rahmen
einer aktuellen Aussprache mit dem Thema Nationalparks. Staatssekretärin Christine Marek meinte die Natur sei ein absoluter Anziehungspunkt für den Tourismus, und die sechs Nationalparks vom Seewinkel zu den Hohen Tauern berührten verschiedene As- pekte des Tourismus.Konkret verwies sie darauf, dass 451 Mio. Euro durch Nächtigungen und 29 Mio. Euro
durch Tagestourist(innen) in den Nationalparks erzielt würden. Es sei nun die Aufgabe, unter den bestehenden Rahmenbedingungen das touristische Potential unter Berück- sichtigung des Umweltschutzgedankens auszuschöpfen.Wer es nicht glaubt, der kann es selbst nachlesen
Was Politiker wirklich über das Thema Nationalpark denken, können Sie aus diesen drei
Links 1. / 2. / 3. entnehmen. Diese APA-OTS Pressemeldungen wurden erst zwischen dem
14. und 20. Oktober 2010 ausgesendet und sind daher hochaktuell.
Zitat aus einer solchen Aussendung:
SPÖ-Nationalratsabgeordneter Josef Auer hat sich dafür ausgesprochen, dass die österreich-
ischen Nationalparks weiter ausgebaut werden und eine gemeinsame Werbelinie entwickeln.
Die Parks seien Österreichs „Naturkompetenz“ und stellten einen großen Wettbewerbsvorteil
dar.
„Sie sind die Lokomotive für einen nachhaltigen Tourismus in Österreich und geben der ge- samten Branche eine Zukunftsperspektive“, sagte Auer heute, Dienstag, gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
In dieser Art geht es in sämtlichen Presse-Aussendungen weiter. Politiker(innen) aller Coul-
eurs sprechen ganz unverblümt von der Tourismus-Einnahme „Nationalpark“. Das kann wohl nicht der Sinn eines derartigen Projekts sein, in der mehr zerstört als verbessert wird.Das erstaunliche Engagement des WWF
Warum sich der WWF für einen Nationalpark March-Thaya-Auen stark macht, erscheint
unter diesen Aspekten mehr als erstaunlich. Haben die Verantwortlichen bei dieser Natur-
schutztruppe die Presseaussendungen nicht gelesen?
Es bestehen nicht unbegründete Zweifel dafür, dass ein jahrhundertealtes Kulturgut wie
die Fischerhütten entlang dieser Flüsse, zum Opfer der Privilegierung-Sucht etlicher WWF- Leute fallen, die angeblich bereits Pläne für einen Nationalpark vorgelegt haben.Möglicherweise besteht aber auch ein finanzielles Interesse des WWF an der Errichtung die-
ses Nationalparks und eine politische Rückendeckung ist bereits erfolgt. Denn dies könnte einer der Gründe sein, die den WWF-Mann Gerhard Egger zu der überheblichen Aussage, dass ihn an den Fischern nichts störe, bewogen hat. Da ist doch direkt beruhigend, dass der WWF ein Kulturgut in seinem Revier dulden will, welches bereits einen jahrhunderte- langen Bestand hat.(Screen: Kurier Print vom 15.10.2010)
Der VÖAFV und sein Präsident
Aber zurück zur Politik und deren Auswirkungen auf den geplanten Nationalpark March-
Thaya-Auen. Der grösste Fischereiverband Österreichs mit 12.000 Mitgliedern, nämlich der
VÖAFV (Verband der österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine) besitzt auch einige Re-
viere an den Flüssen March und Thaya. Dadurch wären auch zahlreiche Mitglieder des
VÖAFV von einem derartigen Projekt betroffen.
Den VÖAFV gibt es seit dem 16.Jänner 1921 und feiert im kommenden Jahr sein 90-jährig-
es Bestehen. Bei diesem Fischerei-Verband hat es Tradition, den Posten des Präsidenten mit einem hochrangigen Politiker zu besetzen. Dies ist nichts Verwerfliches, denn eine gute Verbindung in die Politik ist immerhin die halbe Miete und ist der Durchsetzung von Anlieg- en sicherlich dienlich.Der derzeitige Präsident des VÖAFV ist der Nat.Abg. Dr. Günther Kräuter. Er ist selbst pas-
sionierter Angler und daher eine gute Wahl. Zumindest bis zu seiner Aussage, dass er dem Vorhaben eines Nationalparks March-Thaya-Auen positiv gegenüber stehe.Diese Aussage von Kräuter hat bei seinen Schutzbefohlenen Unmut ausgelöst. Immerhin
ist es die Aufgabe des Präsidenten die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten und nichtihnen in den Rücken zu fallen.
Kräuter ist in einer schwierigen Situation. Einerseits ist er als Politiker ein Vertreter der Lob-
bysten von Industrie und Wirtschaft, während er anderseits die Interessen der Mitglieder des VÖAFV vertreten soll. Man darf gespannt sein, wie der Mann diesen Spagat meistern wird.Der Verbandssekretär Martin Genser, war diese Woche Gast in der ERSTAUNLICH-Redak-
tion. Es wurde über die Sportfischerei gefachsimpelt und zum Thema Nationalpark March- Thaya-Auen ein Interview geführt, welches wir morgen veröffentlichen werden.*****
2010-11-01