Verbot mit Nebenwirkungen: Wie Salzburg sich selbst ein Taubenproblem schuf

Tiere verhungern, erste Todesfälle auf den Straßen – Fütterungsverbot eskaliert

Tote und verelendete Tauben auf den Straßen, empörte Bürgerinnen und Bürger, hilflose Tierschützerinnen und Tierschützer: Seit der verschärften Durchsetzung des Taubenfütterungsverbots in Salzburg ist eine besorgniserregende Entwicklung im Gange. Tierschutz Austria kritisiert die drakonischen Strafen gegen das Füttern von Straßentauben als kontraproduktiv – und fordert dringend ein Umdenken im Umgang mit diesen Tieren.

Die Altstadt glänzt im Frühling. Touristen flanieren durch die Getreidegasse, Cafés füllen sich mit Leben. Doch hinter der malerischen Fassade zeigt sich ein wachsendes Problem: hungernde Tauben, die verzweifelt auf der Straße Futter suchen, Passanten hinterherlaufen oder auf Kreuzungen orientierungslos umherirren. In den letzten zwei Tagen wurden dutzende tote Tiere von Bürgerinnen und Bürgern eingesammelt – überfahren oder an Entkräftung verendet.

„Was hier passiert, ist ein stilles Sterben mitten im Stadtbild – verursacht durch Ignoranz und Strafen statt durch Mitgefühl und Management“, erklärt Dr.in Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria.

Das Fütterungsverbot für wildlebende Straßentauben besteht in Salzburg seit 1992 und wurde zuletzt 2009 verschärft. Was als Maßnahme gegen Verschmutzung und Überpopulation gedacht war, hat sich inzwischen als tierschutzwidriges Systemversagen erwiesen. Tauben sind keine Wildtiere, sondern stammen von gezüchteten Haustauben ab – sie sind auf menschliche Betreuung angewiesen.

„Salzburg verweigert nicht nur jede Hilfe, sondern kriminalisiert auch noch jene, die helfen wollen. Das ist kein Taubenmanagement – das ist organisierte Verantwortungslosigkeit“, so Petrovic weiter.

Statt drakonischer Strafen braucht es endlich strukturelle Lösungen: Ein Taubenhaus, in dem die Tiere betreut, artgerecht gefüttert und medizinisch versorgt werden, wäre ein entscheidender Schritt. Dort könnte auch eine kontrollierte Populationssteuerung über Ei-Austausch stattfinden – ein erprobtes Konzept, das in Wien, Augsburg und Basel bereits erfolgreich umgesetzt wird.

„Salzburg hat kein Taubenmanagement – nur ein Verbot. Und das hat sich zur Ursache des Problems entwickelt“, ergänzt Petrovic. Tierschutz Austria fordert ein sofortiges Ende der Kriminalisierung engagierter Bürgerinnen und Bürger und die Umsetzung eines modernen, tierschutzgerechten Stadttaubenkonzepts. Angesichts mehrerer dokumentierter Vergiftungsfälle in den vergangenen Jahren – mit bis zu 100 toten Tieren – ist aus Sicht der Tierschützerinnen und Tierschützer kein weiterer Aufschub vertretbar.

„Das aktuelle Fütterungsverbot ist nicht nur wirkungslos – es verursacht aktives Leid“, so Petrovic. „Es ist höchste Zeit, dass Salzburg Tierwohl nicht länger mit Füßen tritt – sondern endlich Verantwortung übernimmt.“

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