Die erstaunliche Welt der Baumärkte
Wer kennt sie nicht, die erstaunliche Welt der Baumärkte? Kaum betritt man diese
und sieht sich fragend nach dem Verkaufspersonal um, ist dieses wie vom Erd-
boden verschluckt. Ein treuer ERSTAUNLICH-Leser (Namen der Red. bekannt) hatte
allerdings ein Erlebnis der besonderen Art, von dem wir unsere Leser(innen) berichten
wollen.
Unser Leser wollte gestern, Samstag, einen gemauerten Griller bei der Bauhausfiliale
im 20. Bezirk erstehen. Also fuhr unser Leser zu der Filiale, von der er wusste, dass
sie vier verschiedene Steingriller vor der Türe stehen hat und entschied sich für den
Griller „Cacun“. Frohen Mutes betrat er die Filiale und wandte sich an das ausgezeich-
net geschulte Fachpersonal.
Da unser Leser bereits ein gebranntes Kind ist, was diese Bauhausfiliale betrifft, ist er
nicht davon ausgegangen, dass er den Griller gleich mitnehmen kann, sondern wollteihn einfach nur mittels Anzahlung reservieren und sich einen Abholtermin ausmachen. Ein überaus freundlicher Angestellter des dortigen Gartencenters bemühte sich redlich die Wünsche unseres Lesers zu erfüllen.
Der Dialog
Leser: Ich hätte gerne den Griller „Cancun“, was muss ich machen?
Mitarbeiter: Ich schau mal im Computer nach, ob wir ihn lagernd haben – Der
Mitarbeiter schaut nach – Wunderbar, wir haben ein Stück hier. Ojeh, das ist
unser Ausstellungsstück, das darf ich ihnen nicht verkaufen.
Leser: Hat vielleicht eine andere Filiale diesen Griller lagernd?
Mitarbeiter: Gute Idee, ich schau im Computer nach. – Es schaut – Ah, die
Filiale in Niederösterreich hat drei Stück, soll ich anrufen?
Leser: Ja, bitte, ich brauche den Griller, da ich meine Terrasse umbaue.
Mitarbeiter ruft an, mit dem Ergebnis, dass bereits alle drei Griller
reserviert sind.
Leser: Pech, kann ich den Griller bei ihnen bestellen, wenn sie ihn nicht
lagernd haben?
Mitarbeiter: Prinzipiell ja, nur muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass
wir diese Griller aus Italien beziehen und die Lieferung erst ab einer Summe
von 3.000 Euro gratis ist. Sie müssten für den Transport noch 70 Euro
zahlen.
Leser: Sie haben den Griller um 329 Euro ausgepreist. Ich gehe daher davon
aus, dass ich ihn daher um 329 Euro von ihnen kaufen kann.
Mitarbeiter: Ja, aber der Transport kommt noch dazu.
Leser: Das ist aber ganz sicher nicht mein Problem, wie sie ihren Transport
organisieren.
Mitarbeiter: Ich habe da meine Vorgaben, ich muss ihnen die 70 Euro
verrechnen.
Leser: Ich fasse zusammen: Ich kann mir bei ihnen den Griller „Cancun“, den
sie mit 329 Euro ausgepreist haben ansehen, aber ich kann ihn nicht um 329
Euro kaufen und sie haben ihn auch nicht lagernd. Das ist eine interessante
Geschäftsidee. Warum stellen sie diesen Griller aus, wenn man ihn nicht
kaufen kann?
Mitarbeiter: Das weiß ich auch nicht, dafür bin ich nicht zuständig.
Unser Leser betont ausdrücklich, dass der Mitarbeiter ausgesprochen freundlich und
bemüht war und für diese erstaunlichen Geschäftspraktiken der Bauhausgruppenicht verantwortlich ist.
Wovon leben die?
Es stellt sich jedoch schon die Frage, was sich die Manager der Gruppe dabei ge-dacht haben. In Erinnerung des Zitates von Erste-Bank-Manager Treichl, wonach die
Politiker faul und dumm seien, fragt sich unser Leser zu Recht, wie sich das mit
Managern verhält. Ein Produkt prominent vor dem Eingang eines Geschäftes zu platz-
ieren, das dann nicht gekauft werden kann, ist wohl auch nicht rasend schlau.
Jedenfalls hat unser Leser seinen Griller „Cancun“ dann beim Baumax gefunden und
das auch noch um mehr als 100 Euro billiger. Wir hoffen, dass Bauhaus nicht in die
Verlegenheit kommen muss, die angebotenen Produkte auch noch verkaufen zu müssen. Die Frage ist nur: Wovon leben die?
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2011-05-22