Der Mann hätte nie in Simmering untergebracht werden dürfen
Am Sonntag brach ein mehrfach vorbestrafter Gewalttäter, der zuletzt vom Landesgericht
Eisenstadt vier Jahre Haft wegen Drogen-Delikten ausgefasst hatte, aus der JVA Simmering
aus. Seine Flucht gelang ihm, indem er sich mit zusammengeknoteten Tischtüchern aus
dem zweiten Stock abseilte.
Dazu ist anzumerken, dass die JVA Simmering eher für Kleinkriminelle und/oder für Täter,
die beispielsweise wegen tödlicher Verkehrsunfälle verurteilt wurden, vorgesehen ist. In
dieser JVA wird auch der gelockerte Vollzug praktiziert.
Jedenfalls wollte der entflohene 37-jährige Gewalttäter seine Ex-Freundin aufsuchen und
traf aber nur auf deren Großvater in der Wohnung an. Der 72-jährige Mann wollte keinen
Kontakt mit seiner Tochter zulassen, worauf es zum Streit gekommen sein dürfte. Im Zuge
des Streites stach der flüchtige Häftling auf den Vater seiner Ex-Freundin ein und tötete
diesen (Es gilt die Unschuldsvermutung).
Der 37-Jährige hatte nach der Tat die Ex-Freundin angerufen und ihr mitgeteilt, deren Vater
umgebracht zu haben. Diese alarmierte daraufhin die Polizei. Da man befürchtete, dass
sich der Täter noch in der Wohnung im 6. Wiener Gemeindebezirk aufhalten könnte,
öffnete die das Polizei-Sonderkommando WEGA in Beisein der Frau die Wohnung. In
dieser wurde auch der 72-Jährige erstochen aufgefunden. Der mutmaßliche Täter befindet
sich bereits wieder in Haft und ist offenbar auch geständig.
Lascher Umgang der Justiz mit Gewaltverbrechern
Einen Mann, der bereits mehrfach wegen Gewalt- und Drogendelikten verurteilt wurde,
in einer JVA wie Simmering unterzubringen zeigt auf tragische und dramatische Art und
Weise den laschen Umgang der österreichischen Justiz mit Gewaltverbrechern. Jeden-
falls kostete dies einem 72-Jährigen das Leben.
Dieser Wahnsinn reiht sich nahtlos an den Skandal mit der versuchten Fußfessel für
einen Salzburger Vergewaltiger. Ist die österreichische Justiz überhaupt noch zu retten?
Strafanstalten sind dazu da um potentielle Opfer vor Tätern zu schützen und stellen
keine Durchgehhäuser oder 4-Sterne-Hotels dar.
Justizministerin Beatrix Karl möchte, dass rasch geklärt wird, wie es zu diesem Ausbruch
kommen konnte, um damit die notwendigen Schlüsse ziehen können, um solche Fälle in
Zukunft zu vermeiden. Eine unabhängige Kommission soll die Flucht untersuchen und
Vorschläge unterbreiten, wie Derartiges in Zukunft verhindert werden kann.
Dem 72-jährigen Mordopfer und seinen Angehörigen nutzt eine Untersuchungskommis-
sion überhaupt nicht mehr. Solange die Justizministerin nicht erkennen will, dass man
Gewaltverbrechern und Sexualstraftätern seitens des Justizsystems keinerlei Zugeständ-
nisse machen darf, werden solche dramatischen Entwicklungen keine Einzelfälle sein.
Die Justizministerin wird sich endlich dazu durchringen müssen, die Strafandrohung sowie
die Urteilspraxis und die Haftbestimmungen für Gewaltverbrecher und Sexualstraftäter zu
verschärfen. Ansonsten wird Österreichs Justizsystem auch weiterhin ein Schweizer Käse
mit vielen Löchern bleiben.
***** 2012-08-27