Nestbeschmutzer


Der Aufdecker H.P. Martin

Gegen wen und was hatte  Hans Peter Martin vor der  EU-Wahl 2009  nicht alles gewettert.
Der selige Krone-Inhaber,  Hans Dichand,  widmete ihm sogar  eine eigene  Kolummne für
den Wahlkampf.  Martin ließ sich so richtig aus und berichtete über Korruption und Bereich-
erung seiner Parlamentskollegen. Er gab unter anderem auch an, dass er über 7.000 Fälle
registriert habe, in denen Abgeordnete ungerechtfertigt Sitzungstagegelder kassiert hätten.

Er   ließ an  seinen  Kollegen und  dem EU-Parlament  kein gutes Haar.  Martin versicherte,

dass er sich im Falle einer Wiederwahl, in die von ihm so verschmähte Institution, der Miss-
stände annehmen und diese bekämpfen werde.  Glaubwürdig waren seine  Beteuerungen
und Versprechungen unserer Meinung nach ohnehin nicht.

Unser  Misstrauen wurde leider  auch bestätigt.  Denn kaum war  Hans Peter Martin wieder
ins EU-Parlament gewählt worden, hörte man von ihm keinen Ton mehr. Aus welcher Moti-
vation heraus ihn Dichand unterstützte, wissen wir nicht. Allerdings verhalf ihm die  Promo-

tion des Krone-Inhabers dazu,  seinen Job zu behalten.  Hätte es diese  Unterstützung sei-
tens der  Kronen-Zeitung nicht  gegeben,  wäre Martin wohl unter  „ferner liefen“  gefallen
und chancenlos gewesen.

H.P. Martin und seine Auffälligkeiten

Wir müssen uns nachträglich leicht korrigieren, denn ganz unauffällig war H.P. Martin nach
seiner  Wiederwahl  doch nicht.  In Strassburg  fiel er  angeblich  mit einem  Hitlergruß auf.
Auch mit der  Auffrischung seiner Englisch-Sprachkenntnisse,  machte er auf sich aufmerk-
sam.

Als eine Bewertung seiner Person bei einer  TV-Debatte nicht zu seinen  Gunsten ausfiel,
schrie er einem Standard-Journalisten quer durchs Studio, ein fröhliche „Fuck you“  ent-

gegen. Das war es aber auch schon, mit welchen Taten Hans Peter Martin auffiel.

Weiße Weste ist nun beschmutzt

Zumindest bis zu dieser Woche.  Da erwischte es den  EU-Saubermann selbst,  denn nun
verurteilte ihn der Europäische Gerichtshof (EuGH), zur Rückzahlung von 163.381,- Euro.
Der Vorwurf von  regelwidrigen  Gelder-Verwendungen,  welchen er unter  anderem auch
etlichen EU-Parlamentariern vorgeworfen hatte,  wurden ihm nun selbst  zum Verhängnis.

Im Zeitraum zwischen Juli 1999 und Juli 2004,  soll Hans Peter Martin seine  Sekretariats-

zulage regelwidrig verwendet haben.  Zu diesem Schluß kam das  Europa-Parlament und
der EuGH, bei dem Martin dagegen geklagt hatte, gab dem Parlament recht. In Folge wur-
de er dazu verurteilt, den Betrag von 163.381,- Euro rückzuerstatten.

H.P. Martin spricht von einem absurden Fehlurteil, gegen das er berufen wird. Ist doch klar,

dass sich der EU-Saubermann mit allen Mitteln gegen dieses Urteil wehren wird,  hat doch
seine selbstgestrickte weiße Weste, auf einmal einen kräftigen Schmutzfleck abbekommen.

Wasser predigen und Wein trinken

Die Aussagen von  Politikern sind im Allgemeinen mit Vorsicht zu geniessen.  Allerdings
ist bei jenen,  die aus wahltaktischen Gründen jene  Institution in die sie gewählt werden
wollen anpatzen, allergrößte Vorsicht geboten. Gegen konstruktive Kritik ist nichts einzu-
wenden, allerdings fällt Nestbeschmutzung nicht darunter.

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes lässt den Schluss zu, dass Hans Peter Martin
zu jenen  Zeitgenossen zählt,  die  Wasser predigen und Wein trinken.  Wir glauben auch
nicht,  dass er  nochmals die  Chance haben  wird ins  EU-Parlament gewählt zu werden,

denn Gönner wie Hans Dichand sind rar geworden.

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2010-12-16