Als Kind missbraucht, von der Klasnic Kommission verraten
Nach seiner Versetzung von Gurk nach St. Pölten holt Bischof Schwarz ein Fall von Vertuschung sexueller Gewalt ein: J.B. wuchs vom Babyalter an im Kärntner SOS Kinderdorf Moosbruck auf. Als 11jähriger Ministrant entnahm er 20 Schilling aus dem Spendenkorb, um Süßigkeiten zu kaufen. Diakon L. hatte dies beobachtet. Fortan erpresste er ihn und zwang ihn zu sexuellen Handlungen. Dabei drohte er ihm auch mit dem Verlust seines Zuhauses im SOS Kinderdorf, falls er sich wehrte.
Anale Vergewaltigung und Drohungen
Eineinhalb Jahre lang musste er Diakon L. mit der Hand sowie auch oral befriedigen und wurde auch anal von ihm vergewaltigt. Jack.B. wurde dabei verletzt und betonte ständig, dass er dies nicht wolle. Doch der Geistliche setzte ihn unter Druck, gab ihm als Einzigen einen Fünfer in Religion und stellte ihm nach, als der Jugendliche aus Angst das SOS Kinderdorf wechselte.
Waschzwang und Alkoholismus
Danach wurde J.B. seelisch krank und musste in der Jugendpsychiatrie Klagenfurt behandelt werden. Er litt unter Waschzwang, fügte sich selbst Verletzungen zu, flog aus Schulen und Internaten und begann dann eine Dachdeckerlehre. Er war Alkoholiker, drei Ehen scheiterten aufgrund der Traumatisierungen seiner Kindheit. Der Kontakt zu seinen Kindern ging verloren. Auch Vorstrafen wegen kleinerer Delikte blieben nicht aus.
Klasnic-Kommission gibt vertrauliche Daten weiter
2013 wandte der nun 44-jährige sich an die Klasnic-Kommission, von der er lediglich 15.000 EUR Entschädigung statt der erbetenen 25.000 erhielt. Verschwiegenheit wurde zugesichert, aber nicht eingehalten: Die Kommission gab seine Daten an die Diözese und somit direkt an den früheren Täter weiter. Dieser stand dann eines Tages vor Jack.B.s Tür. Dann suchte Diakon L. die 80 jährige Kinderdorfmutter von Jack.B. auf und machte ihn dort schlecht. Der Betroffene war verzweifelt und nahm schließlich neuen Namen und neue Identität an, um dem Täter zu entkommen.
Wurde Akt unterschlagen?
Skandalös ist nicht nur die Datenweitergabe durch die Klasnic-Kommission, sondern auch das Verhalten des zuständigen Bischofs Alois Schwarz. Die Missbrauchs-Ombudsstelle von Bischof Schwarz in Klagenfurt verweigerte anfänglich Entschädigungszahlungen. Schwarz ist offensichtlich mit dem Täter befreundet und wurde vom Beschuldigten im späteren Strafverfahren als dessen Entlastungszeuge beantragt. Denn Jack.B. fand 2015 endlich die Kraft, Strafanzeige gegen den Täter zu erstatten. „Aber die Klasnic-Kommission verweigerte der Staatsanwaltschaft Auskunft über weitere Opfer desselben Täters (was eine Strafverfolgung wesentlich erleichtert hätte). Sie blockiert nun seit Wochen – mit immer neuen Begründungen – die Einsicht in die eigenen Akten“ erklärt Sepp Rothwangl, Obmann der Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt die diesen jüngsten Fall aufgedeckt hat. Aus dem Umfeld von Bischof Schwarz wurde zudem bekannt, dass der Diakon für die EUR 15.000.- Entschädigung aufgekommen ist. Lt. Bischof Schwarz sei das „Strafe genug für den Diakon“, rechtliche und disziplinare Schritte wollte der Bischof nicht gegen ihn veranlassen.
Das Straflandesgericht Graz lehnte die Anklage wegen „Verjährung“ ab, im Gegensatz zur Rechtsmeinung der sehr engagierten Klagenfurter Anklagebehörde. Die Plattform Betroffener Kirchlicher Gewalt prüft jetzt die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme des Strafverfahrens und eine zivilrechtliche Schadenersatzklage gegen den Diakon und seinen Dienstgeber. Weitere mögliche Opfer des Diakons werden gebeten, sich dringend bei der Plattform zu melden. (Für den Diakon gilt die Unschuldsvermutung). Quelle: APA/OTS – Jack B. im Video-Interview: https://vimeo.com/275124092
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2018-06-15