Wer entzaubert H.C. Strache?


Weder Fisch noch Fleisch

Der fulminante Stimmenzuwachs der FPÖ bei den Wien-Wahlen 2010, hat vor allem bei
der Wiener  SPÖ schwere Kopfschmerzen ausgelöst.  Während die ÖVP zur Kleinpartei
mutierte und die Grünen gerade nochmals mit einem blauen Auge davonkamen, befin-
det sich die  SPÖ in einem Zustand, der zur Zeit weder Fisch noch Fleisch ist.
Den Roten ging erwartungsgemäß die absolute Mandatsmehrheit verloren und sind daher
gezwungen, sich einen Koalitionspartner zu suchen.  Dabei können sie nun nur mehr zwi-
schen Schwarz und Grün  wählen, da das Politbüro der  Wiener SPÖ,  eine Partnerschaft
mit den Blauen schon im Vorfeld ausschloss.

Angeln im Migrantenwähler-Teich ging schief

Offensichtlich geschah dies in der Absicht, im Teich der Wähler mit  Migrationshintergrund
auf Stimmenfang zu gehen. Was gibt es da schöneres, als sich betont ausländerfreundlich
zu geben und  die FPÖ als „Rechte Recken“  hinzustellen, mit denen man keinesfalls will
oder kann.
Nun hatte aber Häupl und Co mit dem  Protegieren  von Personen  wie Omar Al Rawi oder
Gülsüm Namaldi, den Bogen der Wiener Gast- und Ausländerfreundlichkeit weit überspannt
und der Schuss  ging nach hinten los.  Als eindeutiger  Beweis dafür gilt,  das Ergebnis der
Wien-Wahl 2010, bei der die ach so „Rechte“ FPÖ ein fulminantes Ergebnis einfuhr.

Die SPÖ will sich nichts vergeben

Nun begann der Katzjammer in den Roten Reihen.  27 Prozent der  Wahlberechtigten als
Idioten oder Nazis hinzustellen,  kam bei der  Bevölkerung  ebenfalls genauso schlecht an,
wie die extrem  freundliche Haltung gegenüber  erzkonservativen  Moslems während des
Wahlkampfes.
Ein Abweichung vom FPÖ-feindlichen Kurs kommt für die Wiener SPÖ auch nicht in Frage,
denn man will doch sein Gesicht nicht komplett verlieren.  Also kamen einige Schlaumeier
auf eine erstaunliche Idee.

Die Kamikaze-Idee

Einerseits lehne man es zwar weiter ab mit der  FPÖ zu koalieren,  anderseits  sollte doch
unter Beweis gestellt werden, dass H.C. Strache nur  ein Schwätzer ist. Unter diesem Ge-
sichtspunkt  würde man sich ja auch nichts vergeben,  dem FPÖ-Chef doch ein wenig Re-
gierungsverantwortung zu überlassen.
Der Ursprung dieser schwachsinnigen Idee findet sich im Jahre 2000. Die damalige Haider-
FPÖ hatte ebenfalls unter der Ausgrenzungspolitik des Franz Vranitzky zu leiden. Dennoch
oder deswegen gelang dem Bärentaler ein grandioser, aber völlig überraschender Sieg bei
der damaligen Nationalratswahl im Jahre 1999.
Bekanntlicher Weise begab sich die SPÖ in Opposition und die drittstärkste Partei ÖVP unter
der Führung von Dr. Wolfgang Schüssel, bildete mit der völlig überraschten Haider-FPÖ eine
Regierungskoalition.

Schüssel zerlegte die Haider-FPÖ

Die damalige FPÖ unter der Führung von  Dr. Jörg Haider hatte keine  Persönlichkeiten in
ihren Reihen.  Diese Partei war quasi eine  One-Man-Show des Bärentalers.  Die politische
Unerfahrenheit und das  Fehlen von politischen Köpfen in den Blauen Reihen, wusste der
Vollblutpolitiker Schüssel voll auszunützen.
Als erfahrener Politprofi und hervorragender Stratege zerlegte er die damalige Haider-FPÖ
in ihre Bestandteile, um sich so viel Machtanteil wie möglich zu sichern.  Der unerfahrenen
FPÖ wusste  damals gar  nicht wie  ihr geschah.  Im Jahre 2005 zerfiel sogar  die Partei in
zwei Teile.
Die FPÖ wurde  wieder zu einer Kleinpartei,  in der  Rot und Schwarz keine  Gefahr mehr
sahen.  Das  BZÖ verblieb in der  Koalition mit  der ÖVP und Haider residierte im Exilland
Kärnten.

FPÖ wurde ignoriert

Obwohl die Rest-FPÖ bei allen, dann kommenden  Wahlen leichte Zuwächse verzeichnen
konnte, glaubte niemand mehr an die Auferstehung des Phönix aus der Asche. Der neue
Mann der Blauen, H.C. Strache wurde missbilligend als Haider-Kopie gehandelt.
Als die SPÖ dann noch zusätzlich auf kommunalpolitischer Ebene in Wien Erfolge feierte,
schenkte man der FPÖ kaum wirklich mehr Beachtung.  Und das war ein riesiger Fehler.
Die, durch die Spaltung schwer angeschlagenen Blauen, sammelten sich und begannen
eine Politik der kleinen Schritte zu betreiben.
Während H.C. Strache verbal zu Bestformen auflief und mit seinen Vorträgen die Massen
polarisierte,  vergatterte man innerhalb der Freiheitlichen die besten Köpfe. Die Führung
der „neuen“ FPÖ hatte sich geschworen, sich nie wieder so kalt erwischen zu lassen.
Mittlerweile verzeichnete die FPÖ zwar keine fulminanten Wahlerfolge, aber wie heißt es
so schön: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“.  Die SPÖ hingegen  verlor von Wahl
zu Wahl an Stimmen. Aber in roter Selbstgefälligkeit verharrend, hatte man sich bis zum
10.Oktober 2010, nicht wirkliche Sorgen gemacht.

Der 10.Oktober 2010

An  diesem  besagten Tag klingelte dann der  politische Wecker.  Was sich  im Vorfeld der
Steiermark-Wahl am  26. September 2010 bereits ankündigte, wurde in Wien zur brutalen
Realität. Schwere Verluste für die  SPÖ,  die ÖVP und  die Grünen,  während sich die FPÖ
fast verdoppelte.
Michael Häupl der auf das Motto „Islam statt daham“ gesetzt hatte, anstatt einen ausge-
glichenen Wahlkampf zu führen, dürfte den Front-Mann der FPÖ schwerst unterschätz hab-
en. Mittlerweile hat es sich jedoch in den SPÖ-Reihen herumgesprochen,  dass ein Strache
auf Dauer nicht ignoriert und ausgegrenzt werden kann.

H.C. Strache entzaubern

Nun wird bereits laut  darüber nachgedacht,  den FPÖ-Chef mit Regierungsbeteiligung zu
entzaubern.  Dieser Versuch kann nur ein Schuss ins eigene Knie  werden. Wie bereits im
Beitrag  erwähnt,  schaffte es der  Politprofi Dr. Schüssel (ÖVP) eine politisch völlig uner-
fahrene und  vom Wahlerfolg  überraschte  Haider-FPÖ zu zerlegen.  Allerdings  scheinen
die Magiers zu vergessen,  dass die heutige FPÖ auf einem ganz anderen Level steht, als
jene des Jörg Haiders.
Eine Entzauberung des H.C. Strache kann auch deshalb nicht stattfinden, da wir der fes-
ten Meinung  sind,  dass dieser weiterhin  Front-Mann und Spitzenpropagandist  der FPÖ
bleibt und von den wahren „Blauen Bossen“  kein Regierungsamt zugeteilt bekommen
würde.

H.C. Strache ist für die FPÖ nicht entbehrlich

Wie die gelebte Praxis beweist sind politische Amtsträger beliebig austauschbar.  Über Feh-
ler die diese begehen, spricht kaum jemand mehr, wenn ein wenig Zeit verronnen ist. Man
erinnert sich oft nicht einmal mehr an die Namen dieser Personen.
Ein H.C. Strache ist für die FPÖ nicht austauschbar, denn gute Propagandisten sind äußerst
rar. Jeder Fehler der durch FPÖ-Beteiligung entstünde,  würde sofort dem FPÖ-Chef ange-
lastet werden, um ihn entzaubern zu wollen. Daher wird die FPÖ-Spitze einen H.C. Strache
nicht für ein Regierungsamt opfern, auch wenn er selbst dazu bereit ist.

Die Möchtegern-Entzauberer

Und einen wesentlichen Punkt haben die Möchtegern-Entzauberer noch vergessen. Wolf-
gang Schüssel ist unserer Meinung nach zwar kein Sympathieträger, aber ein Politprofi und
Spitzenstratege. Wir kennen zur Zeit niemanden der diesem Mann nur annähernd das Was-
ser reichen könnte.
Daher wären alle Möchtegern-Magiers gut beraten, die Finger von einem derartigen Versuch
zu lassen, um nicht in Gefahr zu laufen, sich selbst zu entzaubern.  Vielleicht  sollte die SPÖ
im nächsten  Wahlkampf den  Mund nicht so  voll nehmen und einsehen,  dass das Fell des
Bären erst verteilt werden kann, wenn dieser erlegt ist.
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2010-10-15