In Stein gemeißelt


Politischer Wendehals Darabos

Gestern  lief  auf   „PULS 4“  die  Sendung  „Pro und Contra“  zum Thema Wehrpflicht oder
Berufsheer.   Ein  völlig  überforderter  Verteidigungsminister  versuchte aus  seinem Argu-
mentationsnotstand heraus, die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht zu rechtfertigen.
Die meiste Zeit wirkte er völlig hilf- und ratlos.
Als prominenten Unterstützer hatte Norbert Darabos, Dr. Hannes Androsch zur Seite. Dieser
glänzte  durch entbehrliche Statements.   So behauptete Androsch unter anderem,  dass er
während  seiner  Bundesheerzeit  nur gelernt habe,  was sich bewegt zu grüßen und unbe-
wegliche Dinge zu putzen.
Angesicht  der  nahenden  Volksbefragung ( 20. Jänner 2013) zum Thema Wehrpflicht oder
Berufsheer,  möchten wir unserer Leserschaft den Standpunkt von Darabos  – der noch gar
nicht solange her ist –  zur Kenntnis bringen.
Noch im Frühsommer 2010 verkündete er: „Für mich ist  die Wehrpflicht in Stein gemeißelt.
Mit mir als Verteidigungsminister wird es kein Ende der  Wehrpflicht  geben.“  Eine genaue
Begründung  seiner  Aussage  tätigte  er damals nicht.   Interessant ist auch das Interview,
welches  Darabos  in einer ZIB2-Sendung gegenüber dem ORF-Moderator Armin Wolf gab.

Das ZIB2-Interview vom 14. Juli 2010

Wolf: Ein anderes Thema noch – die Wehrpflicht. Außer uns haben nur noch sechs Länder
in der EU eine Wehrpflicht.  Selbst Deutschland diskutiert jetzt intensiv über eine Abschaff-
ung. Warum wehren Sie sich so mit Händen und Füßen dagegen?
 
Darabos: Ich kann Ihnen drei Gründe nennen, in aller Kürze: Erstens Österreich ist neutral,
hat mit diesem System,  mit diesem Mischsystem Grundwehrdiener,  Berufssoldaten, Miliz-
system beste Erfahrungen gemacht…
 
Wolf: Schweden ist auch neutral.
 
Darabos:  Ja, hat eine konservative Regierung, hat einen anderen Zugang zu diesem Thema.
Finnland  ist auch neutral,  hat das gleiche System wie Österreich. Zweitens:   Es ist doppelt
so teuer,  wenn wir die Leistungen im Katastrophenschutz und für das sind wir auch da.  Die
Österreicherinnen und Österreicher erwarten sich mit über 80 Prozent, dass das Bundesheer
auch im Katastrophenschutz da sein soll,  da brauchen wir die Grundwehrdiener,  sonst wird
es doppelt so teuer.  Und drittens, das ist zwar nicht mein Ressort,  das sage ich Ihnen auch
ganz  offen,  die Sozialdienste  – die  Caritas,  das Rote Kreuz –  würden  sich sehr wundern,
wenn  das  Bundesheer  sozusagen  in eine Berufsheer umgewandelt wird,  würde auch der
Zivildienst  fallen,  was  ungefähr  200 Millionen  Euro pro Jahr mehr Kosten für die sozialen
Einrichtungen bedeuten würde.   Alleine diese drei Gründe sprechen dafür, dass wir bei der
jetzigen Wehrpflicht bleiben sollten.
 
Wolf: Aber das heißt, wir leisten uns ein Militär für Katastropheneinsätze und weil wir sonst
keine Zivildiener hätten?

Darabos:  Wir  leisten  uns  ein  Heer für Katastropheneinsätze,  wir leisten uns ein Heer für
Auslandseinsätze und wir leisten uns das Heer in abgespeckter Form. Es hat ja eine Bundes-
heerreform  2010  gegeben  für  den theoretischen Fall der Landesverteidigung, der Gottsei-
dank,  nachdem  wir  Mitglieder  der  Europäischen Union  sind und von lauter befreundeten
Staaten umgeben sind, dieser theoretische Fall wird ja hoffentlich nicht eintreten.
 
Wolf: Jetzt betonen Sie immer wieder die Katastropheneinsätze.  Nun haben Sie allerdings
vor  ein  paar  Wochen  bei  einer  Fragestunde im Parlament Auskunft gegeben,  was das
Bundesheer so leistet und haben gesagt, im letzten Jahr alleine 300.000 Arbeitsstunden im
Katastropheneinsatz. Das klingt viel, aber wenn man es durch 23.000 Grundwehrdiener im
Jahr  dividiert,  dann  sind  es  genau  13 Stunden  pro  Jahr pro Grundwehrdiener.  Dafür
brauchen wir 23.000 Grundwehrdiener?
 
Darabos: Wir sind im Katastropheneinsatz ganz stark, die Republik und vor allem die Men-
schen der Republik sind dann auch für das Bundesheer,  wenn es um diese Katastrophen-
einsätze geht. Wir können über 10.000 Mann jederzeit bereitstellen.   Das Bundesheer ist
eben eine Einsatzorganisation.   Wir sind ja froh,  wenn wir nicht im Katastropheneinsatz
zum Einsatz kommen müssen. Das heißt, es gibt keine Katastrophen, aber wenn es Katas-
trophen  in  Österreich  gibt,  können wir 10 000 Mann bringen und mit einem Berufsheer
wäre  das in dieser Form nicht möglich,  außer man verdoppelt die Kosten und da würde
ich  mir auch die Diskussion in Österreich anschauen,  wenn wir statt 2,1 Milliarden Euro
vier Milliarden Euro für das österreichische Bundesheer ausgeben müssen.

Ein effektives Heer ist plötzlich nicht mehr zeitgemäß?

Mit  einem Schlag soll dieses effektive Heer nicht mehr zeitgemäß sein?   Warum eigent-
lich? Nun, wir sehen in der Ankündigung der Abschaffung der Wehrpflicht lediglich einen
billigen  Wahlkampftrick der SPÖ.   Dieser fiel nämlich dem Wiener Bürgermeister knapp
vor der Wien-Wahl 2010 ein, um eine drohende Niederlage abzuwenden. Genützt hat es
aber  gar  nichts,  denn die SPÖ verlor in Wien mit Pauken und Trompeten ihre absolute
Mehrheit.

Und wie es aussieht, soll die Abschaffung der Wehrpflicht auch ein Wahlkampfzuckerl für
die  heurigen  Nationalratswahl sein.   Darabos ist ein treuer Diener seiner Herren Häupl
und Faymann. Allerdings hat er übersehen, dass ihn diese mit dem Befehl zur „Abschaff-
ung der Wehrpflicht“  zum politischen Wendehals der Nation abgestempelt haben.

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2013-01-08