Kein Geld für Energie
Ob ein Wiener kein Geld hat oder nicht, erkennt man daran, wie oft er bei den
Strom- und Gaswerken im Foyer im Kundenzentrum Spitalgasse sitzt.
Vier Inseln mit Beratern sind in der Wienstrom in der Spitalgasse. Im Jahr
kommen 100.000 Wiener zu Gesprächen.
Auslastung für Beratung gering Beratungsdienste sehr gering gefragt
Nur 20 Prozent lassen sich zur Abmeldung oder Ummeldung beraten. Der Rest
ist pleite. Diese Leute können nicht mehr zahlen und wünschen Stundung oder Wieder-
aufsperren des Stroms.
Was im Sommer weniger ausmacht, wo keine Heizung nötig ist, ist im Winter fatal. Offizielle Zahlen, wie viele Haushalte aktuell ohne Storm und Gas sind, gibt es nicht, so der Pressesprecher der Wien Strom.
Die Zahlen, die offiziell sind: Im Monat werden 4.000 Ratenvereinbarungen abgeschlossen. Das macht 48.000 Betroffene im Jahr.
Wer sind die Betroffenen ?
Betroffen sind meist Kleinhaushalte, die im Alltag untergehen. Vielfach ist die Situation
selbst erzeugt und einfach zu umschreiben: Zerrüttete Familienverhältnisse, viele Kinder,
Arbeitslosigkeit, kein Mann im Haushalt, wenig Lohn.
Ohne Geld steht der Stromzähler stillVielfach ist die Situation klarerweise selbst herbeigeführt. Daraus macht auch Wienstrom keinen Hehl, daher hält sich das Mitleid in Grenzen. Doch man berücksichtigt die soziale Situation und sagt: “ Wenn der erste Zahlschein mit der Ratenzahlung bezahlt wird, wird nicht abgedreht!“
Wiedereinschaltung ist teuer
Die Wienstrom hat einen gewissen Spielraum und kann drei bis vier Monatsraten
für Rückstände zinsenfrei anbieten. Zusätzlich kommt eine Bearbeitungsgebühr
von acht Euro dazu. Teuer wird es, wenn der Strom einmal weg ist. Dann müssen alle
Rechnung beglichen sein – plus 70 Euro Wiederaufschaltgebühr.
Besonders miese Kunden bekommen ihren Strom erst wieder gegen Hinterlegung einer Kaution von drei Monatsbeiträgen, die verzinst angelegt werden und, wird wieder regel- mäßig bezahlt, in der Jahresabrechnung gutgeschrieben werden. Bis zum tatsächlichen Abdrehen des Stromes vergehen aber mindestens zehn Wochen.
Bei Preiserhöhung eigene Strategie
Bei Strom- und Gaspreiserhöhnungen hat Wien-Energie eine eigene
Taktik. Da ist erst im vorigen Spätherbst, zigtausenden Kunden ein Schreiben
vom Energieversorger ins Haus geflattert, indem eine saftige Kostenerhöhung
angekündigt wurde.
Fairerweise wurde eine Widerspruchsmöglichkeit angeboten, die allerdings im gleichen Atemzug mit der Sanktion einer Vertragskündigung „belohnt“ wurde.
Dafür hat sich Wien Energie aber noch im Schlußsatz ihres Schreibens als fairer und zuverlässiger Partner bezeichnet.
Stauni 2009-03-09