Wird Menschenschlepperei zur legalen Dienstleistung?


Linke demonstrierten gegen Schlepperprozess

„Aber  vor  jedem ehrlichen Schlepper,  der saubere Arbeit macht: der seine Kunden sicher aus
dem Land des Elends und Hungers,  des Terrors und der Verfolgung herausführt, der sie sicher
hereinbringt,  den Grenzkontrollen zum Trotz,  in unser  „freies“ Europa,  habe ich Achtung.  Er
ist  ein  Dienstleister,  der eine sozial nützliche Tätigkeit verrichtet und dafür auch Anspruch hat
auf ein angemessenes Honorar.  Für Gesinnungslumpen, die glauben, sie müssten sich davon
distanzieren, habe ich nur Verachtung“,  so die Meinung von Michael Genner,  seines Zeichens
Obmann von Asyl in Not.
Gegen  den  zurzeit  in Wiener Neustadt  laufenden  Schlepperprozess demonstrierten gestern
rund  200 Personen.  Die  Kundgebung  fand im Votivpark in Wien ihren Abschluss.  Die links-
extreme Plattform „Linkswende“ berichtete darüber. Allerdings unterliefen den Demonstranten
einige Fehler, wie beispielsweise nachfolgendes Bild (Ausschnitt) unter Beweis stellt.
Screen: linkswende.org
Im  Schlepperprozess  wird  keineswegs die Migration kriminalisiert,  sondern es werden mut-
maßliche  Menschenschlepper  (es gilt die Unschuldsvermutung)  zur  rechtlichen Verantwort-
ung gezogen. Auch ist es nicht nachvollziehbar, warum Abschiebungen mit Menschenhandel
gleichzusetzen ist.   Offenbar  hatten einige Demonstrationsteilnehmer(innen)  keine Ahnung
von  der  Realität.   Hier wird augenscheinlich etwas zu verkaufen versucht,  was nicht denTat-
sachen entspricht.
Mit  von  der Partie,  wie könnte es anders sein,  Michael Genner.   Dieser machte laut „Links-
wende“  in  seiner  Rede darauf aufmerksam,  dass die Kriminalisierung von Protesten,  Anti-
faschistischen wie Antirassistischen, keinesfalls harmlose Fehler im System sind.  Er forderte
Freispruch für die Angeklagten und weg mit Paragraf 114 des Fremdenpolizeigesetzes.
Auch Genner ist hier (möglicherweise bewusst?) auf dem Holzweg. Die Angeklagten (es gilt
die  Unschuldsvermutung)   stehen  nicht  wegen   antifaschistischen  oder   antirassistischen
Protesten,  sondern wegen Menschenschlepperei vor Gericht.  Interessant auch die Meinung
eines Demonstrationsteilnehmer.
Screen: linkswende.org
Demoteilnehmer  Thomas   scheint   nicht  auf  dem Laufenden zu sein.   Denn wie jedermann
(trauriger  Weise  auch  zum  Leidwesen)  feststellen  konnte,  wurden  sämtliche  Grenzen  zu
Österreich aufgemacht. Dies hatte zur Folge, dass es in der Alpenrepublik zu einem massiven
Anstieg  der  Kriminalität  kam.   Bezüglich der Dienstleistung  „Schlepperei“ haben wir bereits
den Beitrag „Ist Menschenschlepper doch ein ehrlicher Beruf?“ verfasst.
Die  heutigen Schlepper sind Kriminelle,  die keineswegs mit jenen Personen verglichen werden
können,  die  seinerzeit  unter  dem Einsatz ihres eigenen Lebens Flüchtlinge aus den einstigen
sozialistischen Diktaturen (ehemalige Ostblockstaaten) nach Österreich brachten. Diese Flucht-
helfer  waren  selbstlose Helden,  die  auch  keinen Anspruch auf ein  „angemessenes Honorar“
erhoben.  Bei  den  Personen  die nach Österreich gebracht wurden,   handelte es sich fast aus-
nahmslos um Verwandte, Freunde oder Bekannte.
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2014-10-19