Bald kein Storchenfest mehr in Marchegg?


Der WWF fällt uns immer wieder negativ auf

Storchenvater Gerhard Maywald rief uns wieder einmal zu Hilfe.   Voriges Jahr betraf es, wie
könnte es anders sein,  den WWF bzw.  die umweltfeindliche Mahd-Methode seines Pächters
und Geschäftspartners,  einen Biogasanlagenbetreiber aus Zwerndorf.   Dieser „rasierte“ auf
der Schlosswiese im Naturschutzgebiet Marchegg jeglichen Grashalm ab.  Wir haben damals
im Beitrag „Storchenstadt bald ohne Störche“ ausführlich darüber berichtet.
 
Foto: ©erstaunlich.at
 
Obwohl  der  WWF-Pächter  verbrannte Erde hinterließ meinte man damals beim WWF,  dass
man  in  der Nutzung des  Schnittguts für die  Biogasanlage eine optimale  Synergie für Natur-
und Umweltschutz  sehe,  wobei die  Umstellung der  Vorgangsweise keine  negativen Effekte
gebracht  habe.  Mit dieser Aussage deckte man voriges Jahr ganz  augenscheinlich die  Mäh-
methode des Pächters.
 
Aber  offenbar  hat unser damaliger Beitrag zu einem Umdenken beim WWF geführt und der
Biogasanlagenbetreiber und Geschäftspartner des WWFs,  führte heuer eine naturschonende
Mahd durch. Allerdings ändert dies nicht an der Tatsache, dass die Vernichtung der Insekten-
welt im vorigem Jahr,  zumindest drei bis vier Jahre brauchen wird bis sich  diese Population
wieder erholt.
 
Keine Insekten bedeuten auch weniger bis gar keine Störche. Jedes Jahr werden es weniger,
weiß der Storchenvater zu berichten.   Dazu kommt nun auch ein zusätzliches Problem, wes-
wegen Maywald uns zu Hilfe rief.
 

Vom rauschenden Bach zur stinkenden Brühe

Es geht um den Mühlbach.  Dieser entspringt in den Gegenden um Zwerndorf und Baumgarten
und wird von Grundwasserströmen genährt. Bei Marchegg mündet er dann in die March. Einst
rauschte dieses Gewässer in voller Pracht durch die Auen und meterlange Karpfen und Hechte
tummelten sich in dem kühlen Nass.
 
Fotos: © erstaunlich.at
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Aber auch die Bevölkerung  – vor allem Kinder   wusste den Mühlbach zu schätzen und fanden
darin  im  Sommer  ein  unvergleichliches  Badevergnügen.   Möglicherweise  störte  den WWF-
Mannen-(Frauen)  das  fröhliche  Kindergeschrei,  denn  dadurch  könnte  ja das betuchte Jagd-
klientel, welches in den unmittelbar angrenzenden WWF-Eigenjagdrevieren ihrem mörderischen
Hobby frönt, gestört sein.
 
Wie wir darauf kommen? Ganz einfach, der Storchenvater erzählte uns, dass der WWF Bäume
– die in den Mühlbach umstürzen –  nicht mehr entfernt.   Dadurch wird der Bach in seiner Fließ-
geschwindigkeit und der daraus resultierenden Selbstreinigungskraft schwerstens beeinträchtigt.
 
Das  Ergebnis  können  Sie  den  Bildern  in der obigen Slide Show entnehmen.   Aus dem einst
rauschenden Bach ist eine braungrüne zum Himmel stinkende Brühe geworden. In diese würde
man nicht einmal einen Hund jagen, geschweige denn Kinder baden lassen.  „Heuer musste ich
schon  neun  Jungvögel begraben,  nachdem sie in ihrer Unerfahrenheit aus dem Mühlbach ge-
trunken haben“,  erzählt uns Storchenvater Maywald mit trauriger Stimme.
 

Das Gesetz spricht eine eindeutige Sprache

Nun finden wir es erstaunlich, dass der WWF ein Gewässer, welches durch seinen Grund fließt,
derart verkommen lässt obwohl im § 30 des Wasserrechtsgesetzes für Niederösterreich folgen-
des verankert ist:
 
(1) Alle Gewässer einschließlich des Grundwassers sind im Rahmen des öffentlichen Interes-
ses und  nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen so reinzuhalten und zu schützen,
1.dass die Gesundheit von Mensch und Tier nicht gefährdet werden kann,
2.dass Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und sonstige fühlbare Schädigungen vermie-
den werden können, ….. usw., usw. Der gesamte Gesetzestext kann unter diesem LINK nach-
gelesen werden.
 
Da  wir  keine  Experten für Mikrobiologie sind können wir auch nicht sagen,  ob bereits eine
mögliche  Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier vorliegt.   Aber in Anbetracht dessen,
dass der Mühlbach mit dem Grundwasser in Verbindung steht, haben wir eine Untersuchung
der  Wasserqualität  im  Bereich Marchegg in die Wege geleitet.   Vom Ergebnis werden wir
berichten.
 
Über die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes braucht man wohl kaum diskutieren, wenn
man sich die Fotos ansieht.  Dazu kommt noch,  dass der Mühlbach im Überschwemmungsge-
biet  liegt.   Der kräftige  „Zug“  eines Fließgewässers trägt sehr viel dazu bei,  dass ein Hoch-
wasser schneller abfließen kann.  Dies ist beim Mühlbach, in dem sich zahlreiche umgestürzte
Bäume  befinden  und  dieser  dadurch in seiner Fließgeschwindigkeit erheblich beeinträchtigt
wird, nicht mehr gegeben.
 
Erstaunlich  finden  wir auch,  dass die Behörde nichts unternimmt und den WWF auch nicht
beauftragt,  einen ordnungsgemäßen Zustand des Mühlbaches herzustellen.   Denn der § 47
des Wasserrechtsgesetzes für Niederösterreich besagt folgendes:
 
Screen: jusline.at – LINK
 
Wir  werden die betreffende Behörde auch dahingehend um Stellungnahme ersuchen,  warum
der WWF hier augenscheinlich eine Ausnahmestellung genießt. Erstaunlich erscheint uns auch,
dass  der Marchegger Bürgermeister offenbar mit geschlossenen Augen durch seine Ortschaft
zu gehen pflegt,  zumindest wenn es den WWF betrifft.
 
Aber offenbar haben sich die verantwortlichen Politiker(innen) in der Storchenstadt Marchegg
schon  mit  der Tatsache abgefunden,  dass immer weniger Meister Adebars kommen und es
über  kurz  oder lang kein Storchenfest mehr geben wird.  Möglicherweise setzt man deshalb
bezüglich Tierfeste im wahrsten Sinne des Wortes schon auf ein anderes Pferd.
 
Foto: ©erstaunlich.at
 
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2012-08-18