Tasereinsatz in Wiener Café : Polizeiübergriff Ja oder Nein?


FALTER: Polizisten bedrohen Kaffeehausgäste mit Elektroschocker

Die  Wiener Polizei  steht  einmal  mehr wegen exzessiven Waffengebrauches in der Kritik.  Das
berichtet  die  Wiener  Wochenzeitung  Falter in ihrer morgen Mittwoch erscheinenden Ausgabe.
Diesmal  geht  es  um  den  umstrittenen Elektroschocker „Taser“.   Allerdings wurde die Elektro-
schockwaffe  nicht  gegen gefährliche Gewalttäter gerichtet,  sondern gegen die sich völlig ruhig
verhaltenen Gäste eines Cafés.
Am  3. Dezember  suchte eine zivile Suchtgiftstreife nach einem Tatverdächtigen,  der im belieb-
ten Leopoldstädter Café Sperlhof vermutet wurde. Einer der Gäste des Cafés, ein Wissenschaftler
der  Uni  Wien,  gab  in  einer  Anzeige  an,  dass  die Beamten das Lokal regelrecht „überfallen“
hätten.  Die Polizei habe allen Gästen die Benutzung von Handys untersagt und diese mit einem
Elektroschocker bedroht.
Die Polizei untersuchte die  Vorwürfe und gab den beanstandeten Sachverhalt im Wesentlichen
zu.   Die  Beamten  hätten das Café betreten und die Besucher aufgefordert,  bei der Amtshand-
lung  mitzuwirken:   „Da  jedoch  die  anwesenden  Personen  bzw.  Lokalgäste  darauf keinerlei
Reaktion  zeigten,  wurde allen Anwesenden lautstark der Grund des Polizeieinsatzes neuerlich
zur  Kenntnis  gebracht  und  gleichzeitig  erfolgte  die  Aufforderung  an der Amtshandlung mit-
zuwirken.  Die Beamten bestätigten, dass sie zur Eigensicherung sowie zum zweckorientierten
Ablauf  der  Amtshandlung  den  Lokalgästen das Benützen von Handys untersagten und auch
ein Taser in entschlossener Sicherungshaltung verwendet wurde.“
Der Wiener Polizei ist der Fall offenbar selbst ein bisschen peinlich: „Sollten Sie das Verhalten
der  Beamten  als  Provokation  oder  als Überschreitung der Kompetenzen dieser empfunden
haben“,  schreiben  sie an den Wissenschaftler,  „bedauern wir den entstandenen Eindruck.“
Der Fall werde nun intern „evaluiert“. (Quelle: APA/OTS  – Aussender:Falter Zeitschriften GmbH)
Der  Sicherheitssprecher  der Grünen,  Peter Pilz,  fordert nun Aufklärung von Innenministerin
bzgl.  des  Polizeieinsatzes.   Er bezeichnet  diesen als Polizeiübergriff.   „Das ist ein weiterer
bedenklicher Polizeiübergriff in Wien.   Ich verlange Aufklärung von der Innenministerin, wie
es zu so etwas kommen konnte und werde morgen dazu eine parlamentarische Anfrage ein-
bringen“, so Pilz
Der  Grünen-Politiker  fordert  Aufklärung  zu  den Fragen,  auf welcher gesetzlichen Basis der
Taser verwendet worden ist, und ob es bereits vergleichbare Fälle gab. Darüber hinaus will er
wissen, ob gegen die betroffenen Beamten ein Disziplinarverfahren eingeleitet und ob sicher-
gestellt wurde, dass die Beamten sofort vom Außendienst abgezogen wurden.
Peter Pilz  dazu:  „Bis jetzt hat es geheißen,  dass Taser nur im Strafvollzug eingesetzt werden.
Ich  will  daher  wissen,  wie  viele  Polizist(innen) im Außendienst mit Tasern ausgerüstet sind.
Die zusammenfassende Frage wird sein, wie hoch daher die Wahrscheinlichkeit ist, dass es in
Kaffeehäusern und Restaurants zu einem polizeilichen Taser-Übergriff kommt.   Was gedenkt
die  Innenministerin  zu  tun,  um die österreichische Bevölkerung vor Polizei-Tasern zu schüt-
zen.“
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2014-03-25