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Wie man die Vorratsdatenspeicherung umgeht

IP-Adresse, Standort, Sender und Empfänger von SMS, MMS, E-Mails und Telefondienste
inklusive der Internettelefonie (VoIP) –  die Vorratsdatenspeicherung betrifft viele Aspekte
unseres  alltäglichen Kommunikationsverhaltens.   Doch nicht betroffen sind viele andere
Kanäle, die sich ebenfalls etabliert haben und gern genutzt werden.
 
Man muss kein Internet-Gauner sein, um die Vorratsdatenspeicherung umgehen zu wol-
len.   Auf Privatsphäre  bedachte  Personen sehen ihre Verbindungsdaten genausowenig
gern abgespeichert wie Anwälte, Ärzte, Journalisten oder Seelsorger, die Verpflichtungen
zur Geheimhaltung haben.

Internet  Wer  beim  Surfen  anonym bleiben will,  kann die kostenlose Software „Tor“
(www.torproject.org) nutzen.  Diese ersetzt die eigene durch eine neue IP-Adresse (z.B.
aus den Niederlanden, Russland oder USA).   Für Android-Handys gibt es außerdem mit
Torbot” eine kostenlose Version für das unerkannte mobile Surfen. Internetzugänge in
Universitäten,  großen Firmen oder Cafes  (z.B. mit den offenen WLANs von Freewave)
werden auch nicht registiert.
 
E-Mail  Nur einheimische Anbieter von E-Mail-Diensten (z.B. UPC, A1) müssen speichern,
wem  man  wann eine Nachricht zukommen hat lassen – sofern die Anbieter als 277.000
Euro Jahresumsatz übersteigen. Nicht betroffen davon sind natürlich die größten E-Mail-
Anbieter der Welt,  etwa Google (Gmail),  Microsoft (Hotmail) oder Yahoo, genausowenig
wie  deutsche Provider wie GMX.   Zu berücksichtigen ist hier aber,  dass eMails,  die man
aus  diesen  Accounts  verschickt,  empfängerseitig schon erfasst werden können, wenn
der Adressat einen Provider hat, der unter die Vorratsdatenspeicherung fällt.

Anrufe  Möglich ist,  Telefonate über ausländische VoIP-Anbieter (Handy oder Computer)

wie Skype oder Vox.io abzuwickeln – dann wird nur der Verbindungsaufbau zum Internet
an sich erfasst, nicht aber, wer angerufen wurde.  Einheimische VoIP-Anbieter wie Toolani,
die  mehr als 277.000 Euro Jahresumsatz machen,  fallen unter die Vorratsdatenspeicher-
ung. Allerdings sollte man bei Skype wissen,  dass dort Kontaktdaten und Chat-Protokolle
sowohl  lokal als auch in der Cloud gespeichert,  und auf diese Daten könnten sich Behör-
den natürlich Zugang verschaffen.
Kurznachrichten   Auch bei den Kurznachrichten kann man auf nicht per Vorratsdaten-
speicherung überwachte Kanäle ausweichen.  Immer beliebter werden Smartphone-Apps
wie WhatsApp,  über die sich kurze Botschaften verschicken lassen.   Auch hier wird dann
zwar  erfasst,  dass  man  am  Handy eine Internetverbindung aufgebaut hat,  aber nicht,
für  welchen  Dienst  und  nicht,  wem  man  eine Nachricht geschickt hat. iPhone-Nutzer
schicken sich außerdem seit geraumer Zeit statt SMS „iMessages“ zu, und verschiedenste
IM-Anwendungen  für die unterschiedlichen Handy-Betriebssysteme geben ebenfalls Mög-
lichkeit zur IP-basierten Textkommunikation.

Briefpost „Ab 1. April eignen sich E-Mails, SMS und MMS in keinem Fall mehr für Recher-

chen“,  warnt  ÖJC-Präsident  Fred Turnheim  die  österreichischen  Journalistinnen und
Journalisten.  Vier-Augen-Gespräche,  die Verwendung ausländischer Wertkartenhandys
oder die klassische Briefpost seien beim investigativen Journalismus zu bevorzugen.

Nicht problemfrei
Generell ist anzumerken,  dass die vorgeschlagenen Dienste immer jenen nationalen Ge-

gebenheiten ihrer Anbieter-Firmen unterliegen – US-Dienste etwa dem “Patriot Act”,  der
US-Behörden  im  Falle  des Falles schnellen und einfachen Zugriff auf die Daten in einem
Nutzer-Account geben. Auch ist natürlich zu berücksichtigen, dass auch österreichische
Behörden  Zugriff zu diesen Daten verlangen können – wie es etwa bei Facebook bereits
getan wird.

“Die  grundlegende  Lösung  für  das  Problem  wäre die Abschaffung der Vorratsdaten-

speicherung”,   sagt  etwa  Andreas Krisch von Verein für Internetbenutzer Österreichs,
Vibe.at. “Das Interesse an solchen Umgehungen ist ein Zeichen dafür, dass man sich in
seinen Grundrechten verletzt fühlt.”
(Quelle)
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2012-04-02