Toulouse-Attentäter hatte Kontakt zur deutschen Salafisten-Szene
Einem Bericht der serbischen Tageszeitung „Kurir“ zufolge soll sich der Serienmörder von
Toulouse, Mohamed Merah, nicht nu r im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet über die
Terrororganisation Al-Kaida radikalisiert haben, sondern auch in Bosnien. Dort nahm er nach
Angaben des Geheimdienstes Monate vor dem von ihm angerichteten Blutbad an Islamvor-
trägen teil, die vom bosnischen Ableger der mittlerweile aufgelösten deutschen Salafisten-
Vereinigung „Einladung zum Paradies“ (EZP) veranstaltet wurden.
So soll Merah im vergangenen Monat einen Vortrag des Braunschweiger Hasspredigers
Muhamed Seyfudin Ciftci in der Stadt Zavidovici besucht haben. Ciftci, auch Abu Anes
genannt, war bis Ende März 2011 Vorsitzender des vom deutschen Verfassungsschutz be-
obachteten Salafisten-Vereins „Einladung zum Paradies e.V.“ in Mönchengladbach, dem
auch andere prominente Hassprediger wie der Islam-Konvertit Pierre Vogel angehörten.
Der ehemalige Sozialarbeiter im bosnischen Kriegsgebiet hält die Steinigung als Strafe für
Ehebruch gerechtfertigt und steht außerdem in Verdacht, mit seiner salafistischen Islam-
schule in Braunschweig einen Islam zu lehren, der Terrorismus fördere. Für die Grazer FPÖ-
Nationalratsabgeordnete Dr. Susanne Winter ist das Naheverhältnis des algerischen Atten-
täters zur militanten salafistischen Szene kein Ausnahmefall.
„Die am stärksten wachsende Strömung innerhalb des Islam gilt als Durchlauferhitzer für
mutmaßliche Terroristen. Salafistische Netzwerke indoktrinieren perspektivenlose junge
Menschen mit einer extremistischen Ideologie, die vielfach durch Gewalt zur Anwendung
kommt“, so Winter.
Die jihadistische Strömung innerhalb des Salafismus war schon vor zwanzig Jahren die ideo-
logische Grundlage bei der Gründung der Al-Kaida und werde nicht zuletzt deshalb durch
den heimischen Verfassungsschutz als „größte Gefährdung für die Sicherheit der Europä-
ischen Union und Österreichs“ dargestellt.
Wie es der deutsche Nahost-Experte Asiem El Difraoui treffend beschreibt, sei zwar „nicht
jeder Salafist ein Terrorist“, allerdings hätten „die meisten islamistischen Terroristen etwas
mit Salafisten zu tun gehabt“. Auch Mohamed Merah soll seit langem engen Kontakt mit
einer Gruppe von Algeriern in Bosnien gepflegt haben, von denen man angenommen
hatte, dass sie größtenteils das Land bereits verlassen hätten, unter anderem mit dem
ehemaligen Kommandanten der bosnischen Brigade der „El Mudschaheddin“, Abu al-Me’alij.
Die ausländischen Freiwilligen, größtenteils bereits im Afghanistan-Krieg im Einsatz, kämpf-
ten mit Hilfe von saudischen Hilfsorganisationen ab 1992 auf Seiten der bosnisch-muslim-
ischen Streitkräfte und trieben nach dem Krieg die fundamentale Radikalisierung der
Muslime im Land voran.
Für Winter ist das wachsende salafistische Netzwerk im europäischen Raum großer Anlass
zur Sorge. „Immer wieder kommt es in Österreich zu Rekrutierungsbemühungen der ultra-
konservativen Salafisten, zuletzt etwa in Graz und Linz. Das Innenministerium unter
Johanna Mikl-Leitner lässt die deutschen Hassprediger ungehindert propagieren. Damit
wird letztendlich die Saat für Terrorismuserfolgreich ausgebracht. Ich fordere daher zum
wiederholten Male ein Einreiseverbot für amtsbekannte Provokateure und Hassprediger
aus dem Ausland“, schließt Winter.
***** 2012-03-31