Hans im Glück

 

Glücksritter

In Krisenzeiten boomt das Glückspiel extrem. Grund dafür ist, das Menschen versuchen
ihr weniges Hab und Gut zu vermehren, indem sie auf den Faktor Glück setzen.
Besonders beliebt sind Geldspielautomaten. Die Gefahr dabei ist jedoch, dass diese Leute
in Gefahr laufen,  „spielsüchtig“ zu werden,

Der Club 2

Spielsucht ist eine Sucht wie viele andere auch und diesbezüglich gibt es zahlreiche ärztliche
Gutachten. Alarmierend bei der ganzen Sache ist, dass die Spieler immer jünger werden.
Diese Tatsache sollte auch gestern Thema eines „Club 2“ im ORF sein, der von der Modera-
torin Corinna Milborn geleitet wurde.
Anwesende Diskussionsteilnehmer waren:

Herbert Beck
Leiter „Responsible Gaming“ (Spielerschutz) Casinos Austria und Österr. Lotterien
Monika Racek
Leiterin des Spielerschutzes Novomatic
Hans Ploss
Mathematiker und „Anti-Glücksspiel-Aktivist“
Peter Berger
Neurologe und Psychiater, Spielsuchthilfe
Thomas Adrian Nemeth
ehemaliger Spieler, Moderator und Stimmenimitator
Gabriele Sorgo
Kulturwissenschafterin

Vom Thema abgekommen

Vom eigentlichen Thema „Spielsucht“ war nicht wirklich etwas zu vernehmen. Es wurde
zwar am Rande gestreift, jedoch der Schwerpunkt lag ganz wo anders.
Frau Monika Racek (Novomatic) war während der gesamten Sendezeit bemüht darzu-
stellen, wie kundenfreundlich und gesetzestreu doch der Spielautomatenkonzern sei.
Das sie allerdings nach den ersten 15 Minuten in verbale Wiederholungswiederholungen
fiel, dürfte ihr nicht aufgefallen sein. Kritiken anderer Diskussionsteilnehmer an der Firma
Novomatic quittierte sie stets mit den Drohungen „passen Sie auf was Sie sagen“ oder
wir werden uns zu wehren wissen“.

Der Bock als Gärtner(in)

Sehr erstaunlich ist auch ihre Tätigkeit beim Spielautomatenkonzern, den sie ist ihres Zeichens
„Leiterin des Spielerschutzes Novomatic“.
Das wäre ungefähr gleichzusetzen , wenn eine Branntweinstube einen „Leiter für Alkohol-
suchtgefährdete“ beschäftigen würde.

Gesetzesverstoß ?

Auch auf den Vorwurf von zwei ehemaligen spielsüchtigen Teilnehmer, dass auf den
Spielautomaten der Firma Novomatic mit einem Einsatz bis zu 10,- Euro pro Spiel gespielt
werden könne und dadurch gegen die Bestimmungen des „kleinen Glückspiels“ verstoßen
wird, reagierte sie mit einer erstaunlichen Ausrede.
„Das kann sicher nicht sein, denn man sei in etlichen Ländern lizenziert und man würde diese
Lizenzen wegen des kleinen österreichischen Marktes nicht riskieren“, so die sinngemäße
Antwort von der Spielerschutzleiterin der Firma Novomatic.
Offensichtlich kennt die Dame die firmeneigenen Geräte nicht, sonst hätte sie eine derartige
Aussage nicht tätigen können.

Kleines Glückspiel

Für all jene Leser die nicht wissen was das „kleinen Glückspiel“ ist, eine kurze Erläuterung.
Der Höchsteinsatz bei einem Spiel darf maximal  0,50 Euro und der Gewinn maximal  20,-
Euro betragen. Das heißt, für das einmalige Laufen der „elektronische Walze“  am Flat-
screen, dürfen maximal 50 Cent gesetzt werden. Sollte der Spieler einen Gewinn erzielen,
darf dieser nicht höher als 20,- Euro sein.

Einsatz bis 5,- Euro möglich

Wir haben etliche Geräte der Firma Novomatic ausprobiert. Den 10,- Euroeinsatz können wir
nicht bestätigen, vielleicht gibt es da einen eigenen Trick dafür.  Jedoch einen Einsatz bis 5,-
Euro konnte wir mühelos tätigen.   
Noch ein interessanter Aspekt ist uns aufgefallen. Bei manchen Automaten hat der Spieler,
nachdem er einen Gewinn erzielt hat, die Möglichkeit „doppelt oder nichts“ weiterzuspielen.
Er wird dazu vom Spielprogramm des Automaten aufgefordert.
Bei allen von uns gestesteten Automaten konnte man durch das Erraten von Spielkarten,
seinen gesamten Gewinn verdoppeln oder verlieren.
Allein durch diese Möglichkeit, vom 5,- Euro-Einsatz ganz abgesehen, ist es Tatsache, dass
die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Bestimmungen für das „kleine Glücksspiel“ nicht
eingehalten werden.

Wertvorstellungen

Aber Frau Monika Racek (Novomatic) lies mit einer weiteren erstaunlichen Aussage aufhören.
Als sie von Hans Ploss (Mathematiker und „Anti-Glücksspiel-Aktivist“), der laut eigenen An-
gaben früher selbst spielsüchtig war, auf das „süchtig machen“ von Spielautomaten
angesprochen wurde, antwortete sie sinngemäß: „Auf so pathologische Spieler wie Sie,
legen wir ohnehin keinen Wert“.

Nur Unterhaltung

Auch behauptete sie, dass der Besuch einer Spielautomatenhalle der Firma Novomatic
eigentlich zur Unterhaltung diene und das man sich einen schönen Abend machen könne.
Die Dame dürfte von Unterhaltung eine eigene Ansicht haben. Wir fragen uns, was daran
unterhaltenswert sein soll, stundenlang alleine vor einem Geldspielautomaten zu sitzen.
Auch einen „schönen Abend“ stellen wir uns etwas anders vor.
Was die „pathologischen Spieler“ betrifft, auf welche die Firma Novomatic keinen Wert
legt, sei der Frau Racek (Novomatic) folgendes ins Stammbuch geschrieben.
Ihr Brötchengeber lebt von diesen Leuten und wenn es diese nicht gäbe, müsste sie sich
ihren Gehalt wahrscheinlich auf einen firmeneigenen Geldspielautomaten erspielen.

Der Spezialist

Aber auch Herbert Beck (Leiter „Responsible Gaming“ (Spielerschutz) Casinos Austria und
Österr. Lotterien), der ebenfalls ein Spielerschützer ist, lies mit der wohl erstaunlichsten Aus-
sage des Abends aufhören.
Er wurde von Hans Ploss angesprochen, ob er die Praxis an den Novomaticgeräten bestätigen
könne, da die Austria Casino AG ja ebenfalls Spielautomaten von diesem Hersteller hat.
Zuerst windete er sich indem er behauptete, er kenne die Automaten der Firma Novomatic
nicht.
Als ihn jedoch die Diskussionsrunde ungläubig anstarrte, bequemte er sich zu folgendem
Statement.
„Auf Grund des Einzugs der Mikroelektronik sind die Spielabläufe der Automaten so schnell
geworden, dass es durchaus möglich sei, einen solchen gar nicht zu erkennen“, so der Casino
Austria Mann.

Bezahlen für nix

Was will uns der Mann damit sagen ?  Wenn wir diese Aussage aus unserer Sicht inter-
pretieren, kann das nur bedeuten, dass der Spieler für etwas bezahlt, was er gar nicht sieht.
Vielleicht ist das der Unterhaltungswert, den Frau Racek (Novomatic) meint.
Wäre es da nicht sinnvoller eine Münze in den Donnerbrunnen zu werfen, um es wenigstens
platschen zu hören ?  Außerdem könnte man diese wieder herausnehmen.

Doppelmoral

Was uns an diesen beiden Herrschaften so gestört hat, war die Doppelmoral die an den
Tag gelegt wurde.
Beide Unternehmen leben vom Glückspiel und das heißt, wenn sie Gewinne machen wollen
müssen andere verlieren. So einfach ist das.
Wir finden es erstaunlich das diese Unternehmen, wenn sie auf ihre Geschäfte angesprochen
werden, um diese wie die Katze um den heißen Brei herumschleichen.
Wer ein Geschäft betreibt das den Beigeschmack einer gewissen Unmoral hat und damit auch
sehr viel Geld verdient, sollte zu diesem stehen und nicht versuchen den Gutmenschen heraus-
hängen zu lassen.
Stauni
  
2009-07-02