Meldezettel zum Datenmissbrauch
Mitte Jänner 2010 hatte der Grüne Wiener Gemeinderat Marco Schreuder, die neuen Melde-
zettel noch schwer unter Beschuss genommen. Er kritisierte, dass eingetragene Partner-
schaften auf diesen Formularen gesondert anzugeben sind.
Er unterstellte auch, dass mit der Angabe dieser Daten dem Datenmissbrauch Tür und Tor
geöffnet sei. Würde ein Unwissender seinen „Beitrag“ vom 12.Jänner 2010 durchlesen,
könnte er zur Annahme kommen, dass so etwas wie eine „Watchlist“ für Homosexuelle
existiert.
In diesem Beitrag beschrieb er sogar dunkle Horrorszenarien wie, dass in Zukunft auch
Betriebe wie Fitnessstudios , Hotels, Videotheken usw. plötzlich an der sexuellen Orientier-
ung seiner Gäste Interesse zeigen könnten und dementsprechende Formulare auflegen.
Schreuder rudert zurück
Aus welchen Gründen auch immer, rudert Schreuder nun zurück und das ist auch gut so.
In seinem heutigen Webseiten-Beitrag gibt er zu erkennen, dass auch er begriffen hat,
dass Schwule und Lesben ebenfalls Rechte und Pflichten haben.
Eine der Pflichten ist eben das Ankreuzen des Feldes EP auf dem Meldezettel. Auch weist
er die Kritik einer HOSI-Sprecherin zurück, die ihm vorwarf Lesben und Schwule wieder in
den Schrank zurück schicken zu wollen.
Liberale Züge erkennbar
Was noch angenehm überrascht ist seine Aussage, jede geortete Lesbe und jeder offen
lebende Schwule ist ein Fortschritt und wichtig. Man will seinen Augen kaum trauen, aber
wir vermissen in diesem Beitrag das abgedroschene Wort „Zwangsouting“.
Auch mit der Erkenntnis offen durchs Leben zu gehen, hat Schreuder einen riesigen Fort-
schritt vollzogen. Es ist schon richtig, dass einige Personen immer wieder abfällige Bemerk-
ungen über Homosexuelle fallen lassen.
Probleme mit Homosexuelle?
Das o.a. Problem haben aber Glatzenträger, rothaarige Menschen mit Sommersprossen oder
extrem fettleibige Personen auch, um nur einige Beispiele zu nennen. Im Weblog „Zur Politik“
wurde der Herausgeber dieses Magazins gefragt, ob er Probleme mit Homosexuellen hat.
Nein es gibt kein Problem mit „normalen“ Homosexuellen, sowie auch nicht mit „normalen“
Heteros. Probleme gibt’s es nur mit Personen die sich zwanghaft exhibitionieren, um von
ihrer Paranoia abzulenken. Dabei ist es egal ob es sich um einen Homosexuellen oder hetero
veranlagten Sado/Maso-Fan handelt.
Toleranz ist wichtig, nicht die Akzeptanz
Das ständige „das muss akzeptiert werden“ schafft die Probleme. Niemand muss etwas
akzeptieren, sondern ein tolerieren ist vollauf genug. Vielleicht sollte sich das auch „Oliver
Ritter“ vor Augen führen, der sich noch immer auf einem Kreuzzug gegen angebliche Dis-
kriminierung befindet.
Was bei Marco Schreuder diesen Sinneswandel ausgelöst hat wird nur er wissen, aber mit
seinem heutigen Beitrag hat er bewiesen, dass es auch anders geht. In Wirklichkeit interes-
siert es kaum einen Menschen ob sein Nachbar oder Mitarbeiter schwul ist, solange dieser
nicht dauernd schreit: „Ich bin schwul und Du musst das zur Kenntnis nehmen, sonst
bist Du ein Diskriminierer“.
*****2010-03-30