Willkommen im Wiener Glücksspielautomaten-Prater
Foto: © erstaunlich.at Wann wird der Praterstern in Novomatic – bzw. Admiralstern umbenannt? Eines muss man dem Selfmade-Millionär Johann Graf (Gründer der Firma Novomatic) lassen, er hat ein ausgezeichnet effizientes Händchen für Politiker(innen). Dabei war/ist die Partei- zugehörigkeit der Damen und Herren sekundär, denn ob diese rot oder schwarz war/ist, ist ziemlich egal. Der Bogen spannt sich von Grete Laska (SPÖ) bis hin zu Gio Hahn (ÖVP). Sogar der Landesfürst von Niederösterreich, Erwin Pröll, sah sich bemüßigt den Glückspiel- automatenhersteller und Aufsteller von jenen Teufelsgeräten, die bereits unzählige Exis- tenzen vernichteten, offiziell als „LEITBETRIEB“ für das Land Niederösterreich zu bezeich- nen. Eine kleine Übersicht über die Freund(innen) der Firma Novomatic ist unter diesem LINK ersichtlich. Fotos: © Novomatic AG {besps}novo{/besps} Eine seinerzeitige parlamentarische Anfrage des Grünen Peter Pilz (zum LINK) zu den ge- schäftlichen Tätigkeiten der Firma Novomatic, löste bei der damaligen ÖVP-Justizministerin Claudia Bandion- Ortner (zum LINK) lediglich Unwissenheit aus.
Beschuldigter erstellte entlastende Expertise selbst
Erst im vorigen Monat wurden 300 Anzeigen gegen die Firma Novomatic eingestellt. An und
für sich ist das nicht ungewöhnlich, aber wenn eine Einstellung auf Grund eines Gutachtens
aus dem Büro des Beschuldigten erfolgt, darf man sich seinen Teil dazu denken. Es ist doch
praktisch, wenn ein Beschuldigter durch seine eigene Expertise eine Einstellung eines gegen
ihn geführten Verfahrens bewirkt. Sollte den Expertenjob normalerweise nicht ein unab-
hängiger Gutachter übernehmen?
Offenbar will man es sich mit der Firma Novomatic nicht verscherzen. Und wer dennoch
Front gegen den Glückspielbetreiber bezieht und dazu seine politische Funktion benutzt, der
ist relativ schnell weg vom Fenster. Dies beweist der „Fall“ der Grünpolitikerin Sabine Gretner.
Diese erwies sich als vehemente Novomatic-Gegnerin. Allerdings als die unglückselige rot/
grüne Koalition in Wien geschlossen wurde, ereilte das Schicksal die unbeugbare Gretner.
Sie schied überraschend (natürlich freiwillig) aus der Politik aus und befindet sich heute bei
der Caritas.
Die Wiener Grünen haben schnell gelernt
Und damit sind wir schon bei den Grünen. Diese schrieben seinerzeit folgenden Beitrag auf
ihrer offiziellen Webseite „BLOG 2 – Blog der Grünen in Wien 2“:
Die Spielcasinokonzessionen, zurzeit in der Hand der Casino Austria, laufen 2012 aus und es
pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass sich die Novomatic für eine solche bewerben will.
Der Standort dafür soll im Wurstelprater sein. So hat sich die Novomatic viele Parzellen – z.B.
beim “Eisernen Mann” in unmittelbarer Nähe ihrer „Megaspielhalle“ in der Zufahrtsstraße – be-
reits gesichert, die sie jetzt brachliegen lassen, um am Tag X der Konzessionsvergabe mit
dem Bau des Casinos beginnen zu können. Obwohl noch keine Pläne vorgelegt worden sind,
ist – betrachtet man die Bauten, die bisher von der Novomatic neu errichtet worden sind –
architektonisch nichts besonderes zu erwarten.
Obwohl wir den Grünen auf Grund ihrer Realitätsferne wenig Glauben schenken, stimmen
wir diesmal zu, denn der Tag X scheint gekommen zu sein. Wir sind der Meinung, dass die
Firma Novomatic die besagten Konzessionen erhalten wird, denn diese haben bereits mit
den Bauarbeiten begonnen und das Gelände geschliffen. Wir haben die Abrissarbeiten be-
obachtet und zahlreiche Fotos geschossen.
Fotos: © erstaunlich.at {besps}novo01{/besps} Den Abrissarbeiten fielen etliche Bäume zum Opfer, die definitiv unter das “Wiener Baum- schutzgesetz“ fallen. Und nun kommen – wie bereits eingangs erwähnt – die Grünen ins Spiel. Bevor diese im Rathaus am politischen Futtertrog saßen, protestierten diese wegen jedem gepflückten Gänseblümchen und jedem zertretenen Grashalm. Auf dem mittlerweile baumbefreiten Gelände dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit ein neues Automatencasino entstehen. Erstaunlicherweise kam von den Grünen, bzgl. der Baumrodungen kein Protest. Auf Grund dessen, vereinbarte der Herausgeber dieses Online- Magazins einen persönlichen Termin im Büro „Ellensohn“. Obwohl man dort für die Agenda „Novomatic“ zuständig ist, gab man sich völlig überrascht und unwissend. Man versprach der Sache nachzugehen und uns zu informieren. Das ist nun gute 6 Wochen her und von den Grünen kam keine Information und auch keine offizielle Stellungnahme zum Baum-Mord im Wiener Prater. Schaut ganz so aus, als wenn sich auch die Wiener Grünen mit der Firma Novomatic arrangiert hätten. Jedenfalls dürfte auch der Grüne David Ellensohn verdammt schnell gelernt haben, wie in Wien der Hase läuft. *****
2012-05-12