VKI-Check Lebensmittelzutaten: Wenn man mehr bekommt als erwartet


In an sich einfach herzustellenden Lebensmitteln stecken oft wahre Zutatencocktails

 

Algen im Mousse au Chocolat, Farbstoffe im Erdbeerjoghurt oder Erdnussöl im Vanilleeis: Das und viel mehr fand der Verein für Konsumenteninformation (VKI), als er im Juni/Juli 2019 die Zutatenlisten und die Verpackungsgestaltung des Sortiments von Erdbeerjoghurt, Mousse au Chocolat, Pesto, Tiramisu, Vanilleeis und Vanillemilch analysierte. Gesamt wurden 80 Produkte überprüft. Das auffälligste Ergebnis war, dass Lebensmittel, die im Grunde genommen aus nur wenigen, einfachen Zutaten hergestellt werden können, oft erstaunlich komplex zusammengesetzt sind. Je nach Hersteller wurden beim Vanilleeis beispielsweise zwischen 5 und 24 Inhaltstoffe gezählt. Doch auch bei den Hauptzutaten offenbarte sich Überraschendes: So enthielten 3 von 7 Tiramisus hauptsächlich Wasser und Glukosesirup anstelle von Mascarpone, obwohl die Hersteller ihre Produkte auf der Verpackung unter anderem mit „Autentica Ricetta Italiana“ (original italienisches Rezept) oder “hergestellt in einem kleinen italienischen Betrieb“ ausgelobt hatten.

 

„Ein nüchterner Blick auf die Zutatenliste lohnt sich“, betont VKI-Ernährungswissenschafterin Katrin Mittl-Jobst „denn die Gestaltung der Verpackung sagt nichts über die tatsächliche Zusammensetzung der Lebensmittel aus. Berechtigte Erwartungshaltungen von Konsumenten werden hier oft enttäuscht.“ Weitere Details zum Thema gibt es ab 29.8. im September-KONSUMENT und auf www.konsument.at.

 

Die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung

 

Pesto (alla) Genovese: 8 von den 13 erhobenen Produkten enthielten einen unerwarteten Hauptbestandteil: Hier wurde hauptsächlich Sonnenblumenöl anstelle des klassischen Olivenöls verarbeitet. Bei 11 Produkten wurden zudem Cashewkerne ergänzend oder anstelle der sonst üblichen Pinienkerne verarbeitet. Beim Pesto schwankt die Zutatenliste ebenfalls beträchtlich: zwischen 6 und 14 Inhaltsstoffen machte Mittl-Jobst ausfindig.

 

Mousse au Chocolat: Hier wurden 7 Produkte erhoben. Auffällig war dabei die Mousse au Chocolat von Milka. Dort steht eine Zutat klar an erster Stelle, nämlich Wasser. Das Milka-Produkt hat generell wenig mit dem Ursprungsrezept zu tun: Unter den 17 verwendeten Zutaten finden sich zum Beispiel Speisegelatine, Palmöl, verarbeitete Algen, Aroma und ein Schaummittel. „Das gilt aber ohnehin für alle Mousse au Chocolat aus dem Supermarkt“, ergänzt Mittl-Jobst. „Wer keinen Zutatencocktail möchte, bereitet sie am besten selbst zu.“

 

Tiramisu: Das österreichische Lebensmittelbuch schreibt beim Tiramisu dem Mascarpone eine tragende Rolle zu, ebenso wie die traditionellen italienischen Rezepte. Die Erhebung zeigt dagegen ein anderes Bild: Hier schwankt der Mascarponeanteil der 7 erhobenen Produkte zwischen 5,9 und 64 Prozent. Drei Produkte bestanden zudem hauptsächlich aus Wasser und Glukosesirup (Billa, Bontà Divina und Merkur Immer Gut), obwohl gerade diese mit starkem Italien-Bezug werben.

 

Vanilleeis: Besonders große Unterschiede gibt es bei der Zutatenliste von Vanilleeis: Mit den wenigsten Zutaten (5) und auch ohne Zusatzstoffe kommt Spar Natur Pur aus. Die meisten Zutaten (24) enthält dagegen Spar Premium – unter anderem Erdnussöl. Bei vielen Produkten sind Vanilleblüten oder Vanilleschoten auf der Verpackung abgebildet. „Konsumenten sollten sich dadurch aber nicht in die Irre führen lassen“, meint Mittl-Jobst. „Auch Aroma kann hier für den typischen Geschmack sorgen.“ 6 von insgesamt 21 Produkten kamen nicht ohne Aromen aus, 4 Produkte wurden zudem gefärbt.

 

Erdbeerjoghurt: Der Zusatz von Aromen ist auch ein bestimmendes Thema beim Erdbeerjoghurt: 17 von 23 Produkten enthalten Aromen. Jene, die darauf verzichten, sind meist biologisch erzeugt. „Es zahlt sich also aus, auf Bio zurückzugreifen, wenn man keine Aromen in seinem Joghurt haben möchte“, so Mittl-Jobst. Doch auch die „richtige“ Farbe ist beim Erdbeerjoghurt entscheidend: Alle 23 Joghurts enthalten Pflanzen(saft)konzentrate (z.B. Karotte, Rote Rübe, Aronia), die zum Färben von Lebensmitteln eingesetzt werden.

 

Vanillemilch: Nicht zuletzt kann auch ein simples Produkt wie Vanillemilch (Milch, Zucker, Vanille bzw. Vanillezucker) eine Reihe von Zutaten und Zusatzstoffen aufweisen. Die Vanillemilch von Müller besteht aus 13 Inhaltsstoffen, der Schärdinger Vanilletraum aus 12 Zutaten. 7 von 9 Produkten sind aromatisiert und ebenfalls 7 kommen nicht ohne färbende Zutaten oder Farbstoffe wie Carotin aus.

 

Tipps für Konsumenten:

 

Wenn möglich selbst zubereiten, dann weiß man, was darin enthalten ist. So lässt sich beispielsweise das Joghurt schnell selbst mit frischen Früchten bzw. mit Marmelade verfeinern.

 

Auf Länge und Umfang der Zutatenliste achten: Es gibt große Unterschiede innerhalb der einzelnen Produktkategorien. Die Inhaltsstoffe müssen in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils genannt werden.

 

Zu Bio-Lebensmittel greifen: Zusatzstoffe werden dort nur eingeschränkt eingesetzt.

 

Lebensmittel beim VKI melden: Sollten sich Konsumenten durch ein Lebensmittel bzw. dessen Aufmachung getäuscht sehen, können sie dies unter www.lebensmittel-check.at melden.

 

SERVICE: Ausführliche Informationen zum Thema gibt es ab 29.08. in der September-Ausgabe der Zeitschrift KONSUMENT und auf www.konsument.at. (Quelle: APA/OTS)

 

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2019-08-29