Weiterhin Terrorgefahr in Europa nach Pariser Anschlägen


LESERBRIEF

Meine  Solidarität ist mit Frankreich und Europa im Kampf gegen islamistischen Terroris-
mus und radikalen Islamismus.  Gleichzeitig drücken ich hiermit auch mein tief empfun-
denes  Beileid  für  die  Angehörigen  und  Hinterbliebenen  der Anschlagsopfer und ge-
töteten Sicherheitskräfte aus.
IS Terroristen,  militante Dschihadisten,  Salafisten, Muslimbrüder, Foreign Fighter Rück-
kehrer  und  der indigene dschihadistische Homegrown Terrorism stellen eine ernste Be-
drohung für ganz Europa dar.   Islamistische Kämpfer wurden als angebliche Flüchtlinge
längst nach Europa eingeschleust.
Ich habe mehrfach kundgetan,  dass Anschläge in Paris – und möglicherweise auch in
London – zu  erwarten  sind.   So sprach ich bei  Vorträgen am 24.10.2015 in Graz, am
03.11.2015  und  04.11.2015  in Wien davon,  dass nach der Eskalation des Krieges in
Syrien,  islamistische  Kämpfer  als angebliche Flüchtlinge nach Europa eingeschleust
werden und mit Terroranschlägen in Europa gerechnet werden muss.
Die  Warnungen  haben sich bewahrheitet und weitere Anschläge sind in den nächsten
Monaten  und  Jahren zu erwarten.   Die Initiative liberaler Muslime in Österreich (ILMÖ)
ist streng gegen radikal-militanten Salafismus,  gegen Missionierung für den politischen
Islam wie die Muslimbrüder egal welche Nationalität oder Herkunft, gegen Radikalisier-
ung  und  gegen  die  Rekrutierung  für  den  gewaltsamen Dschihad, weil der politische
Islam  nach  islamischen  und  arabischen  Ländern  letztlich  auch das demokratische
und liberalsäkularisierte Europa angreifen und zerstören will.
Die  Politik  muss  endlich  diese Tatsachen  anerkennen  und  diese Tendenzen stoppen.
Sonst  wird  es  immer gefährlicher und bedrohlicher für unsere Gesellschaft und Zukunft.
Es ist daher völlig unverständlich, dass Politiker und Medien dubiose Organisationen und
ihre Funktionäre aus dem Spektrum des militanten und radikalen Islamismus seit Jahren
ideell, materiell, politisch und medial unterstützen.
Nun  warne  ich wieder und verlange,  die Terrorgesetze  in Österreich und Europa zu
verschärfen, wo es notwendig ist und die politisch-gesellschaftliche Begünstigung von
militanten  und  radikalen  Islamisten und  ihren dubiosen Organisationen vollständig
zu stoppen.
Ebenso  fordere ich ein entschlosseneres Engagement aller europäischen Länder, um
das IS Chalifat in ash-Sham zu vernichten, welches sich zu der Keimzelle für die neue
Generation  des  global  ausgelegten gewaltsamen Dschihadismus entwickelt hat, der
Europa bedroht.
Gleichzeitig  warne  ich  vor  einer  Instrumentalisierung  der  Anschläge  von Paris, um
das  jetzt schon als fragil zu charakterisierende gesellschaftliche Zusammenleben von
Menschen  mit  heterogener  religiöser  Orientierung  und  ethnischer  Herkunft  in allen
europäischen  Ländern  nicht  noch  weiter  zu  schwächen  und  bestehende Segrega-
tionserscheinungen  entlang  religiös-ethnischer   Bruchlinien  noch  zu  verstärken,  da
nicht  jeder Muslim im Sinne von Essentialismus automatisch ein Anhänger von IS oder
des  Netzwerkes  al-Qaidah ist,  der einer religiös begründeten und nicht delegierbaren
Individualtverpflicht  (Fard al-‚Ayn)  unterliegt,  den  gewaltsamen  Dschihad  in  Europa
als Dar(u)I-Harb (Gebiet des Krieges) auszuüben, weil das „der Islam“ befiehlt. Würde
man  dem  folgen,  hätten  die  Attentäter  von  Paris eines ihrer angestrebten Ziele er-
reicht.
Dr. Amer Albayati
Islam- und Terrorexperte
Präsident der Initiative Liberaler
Muslime Österreich (ILMÖ)
2015-11-18